Gastkommentar

Facebook, der Hass und die Allmacht des Marktes

Entscheiden Privatunternehmen die Auswahl öffentlicher Themen?

Im ersten Affekt war ich begeistert. Facebook will auf Druck seiner Werbekunden künftig nun doch stärker gegen Hass und Rassismus auf seinen Plattformen vorgehen. „Ha!“, dachte ich. Endlich mal etwas Positives. Der Markt kriegt etwas gebacken, woran die Politik bisher kläglich gescheitert ist.

Wobei man dazusagen muss, dass sich „die Politik“ natürlich auf die europäische Ebene beschränkt, da sie die einzige ist, die sich überhaupt ernsthaft darum bemüht hat. Aber leider mit den falschen Mitteln und bisher eben ohne den gewünschten Erfolg.

Jetzt also regelt es der Markt. Ausgerechnet. Wo man sich doch bereits daran gewöhnt hatte, dass der Markt – dereinst als der Allesregler verehrt – bei den wichtigen Themen genau gar nichts geregelt bekommt.

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Der Markt als Versager

Egal, ob es um Gleichstellung der Geschlechter, menschenwürdige Arbeitsbedingungen oder, gerade erst besonders anschaulich, die zutreffende Bewertung von Unternehmen und ihrem Wert für Anleger ging – der Markt erwies sich ein ums andere Mal als Versager.
Und doch zwingt nun dieser Markt die vermeintlich allmächtigen sozialen Plattformen zum Einlenken – ausgerechnet bei dem Thema, das wie lang kein anderes das Mutterland der Plattformwirtschaft – die Vereinigten Staaten von Amerika – in die tiefste Sinnkrise seit dem Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert gestürzt hat. Mit beinahe schon wieder bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Und das ausgerechnet in einem Wahljahr, das ebenfalls entscheidend für die Zukunft des Landes und der Welt sein könnte.

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