Präsident Aleksandar Vučić wird vorgeworfen, er habe Corona-Statistiken schönen lassen. In Belgrad kam es zu heftigen Straßenschlachten zwischen wütenden Demonstranten und der Polizei.
Tränengasschwaden, Steinwürfe, Polizeisirenen und Knüppelschläge: Erst in den frühen Morgenstunden kehrte am Mittwoch nach den heftigen Krawallen im Zentrum von Serbiens Hauptstadt Belgrad wieder Ruhe ein. 60 verletzte Polizisten und Demonstranten und fünf ausgebrannte Streifenwagen vermeldete die Polizei nach den Ausschreitungen. „Gewalt! Hooligans drangen ins Parlament ein!“, titelte das regierungsnahe Boulevardblatt „Kurir“. „Mörder!“, „Verhaftet Vučić!“, skandierten Tausende Demonstranten bei dem nächtlichen Spontanprotest. Es war nicht nur die Wut über die von Staatschef Aleksandar Vučić kurz zuvor erneut angedrohte Verhängung der Ausgangssperre, die Bürgerrechtler, Studenten, Familienväter und rechtsextreme Skinheads gleichermaßen empört auf die Straße trieb.
„Die Unverantwortlichkeit, die Serbien tötet“, titelte angesichts steil ansteigender Infektions- und Totenzahlen das regierungskritische Webportal „nova.rs“: „Der Hauptschuldige für den erneuten Lockdown ist nicht das Volk, sondern Vučić.“ Tatsächlich scheint die Corona-Epidemie bei dem EU-Anwärter zunehmend außer Kontrolle zu geraten. Gleichzeitig sieht sich der autoritär agierende Präsident ungewohnt hartem Gegenwind ausgesetzt.