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Botswana: Das mysteriöse Massensterben der Elefanten

Ein Drittel aller Elefanten Afrikas leben in Botswana.
Ein Drittel aller Elefanten Afrikas leben in Botswana. REUTERS
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Seit März sind im Okavango-Delta in Botswana mindestens 400 Elefanten in der Nähe von Wasserstellen verendet. Die Ursache für das große Sterben bleibt rätselhaft.

Mit Helikoptern flogen die Experten und Behördenvertreter über das dünn besiedelte Gebiet am nordwestlichen Rand des Okavango-Deltas in Botswana. Das Bild, das sich ihnen aus der Luft zeigte, war verstörend: Elefanten, die am Rand einer Wasserstelle verendet waren; einzelne Kadaver, die in der Savanne lagen; kleinere und größere Tiere, bei denen die Verwesung schon weit fortgeschritten war.


Im Safari-Paradies Botswana im südlichen Afrika lässt ein mysteriöses Elefantensterben Experten rätseln: Warum sind in dem relativ kleinen Areal im Bezirk NG-11 (Ngamiland) in der Nähe des Dorfes Seronga bereits mindestens 400 Elefanten verendet? „Die Ursache ist auch nach drei Monaten weiterhin ungeklärt“, erklärt Heike Henderson von der Artenschutzorganisation Future for Elephants.


Mitte März wurden die ersten Fälle bekannt. Damals berichteten Lokalzeitungen, dass Dorfbewohner knapp 50 tote Tiere gefunden hatten. Als bis Mitte Mai weitere verendete Elefanten entdeckt wurden, gab das zuständige Ministerium von Botswana erstmals bekannt, die Todesfälle zu untersuchen. Laut den Behörden wurden weltweit Labore ins Auge gefasst, die Proben bekommen sollten. Unklar ist, wie weit man mit diesen Tests bisher gekommen ist.

APA/AFP/NATIONAL PARK RESCUE/-
APA/AFP/NATIONAL PARK RESCUE/-

Tierschützer und Behörden sind sich einig, dass es sich um eine außergewöhnlich dramatische Situation handelt. Ein Massensterben in solch einem Ausmaß sei sehr ungewöhnlich und könne etwa durch extreme, lang anhaltende Dürre verursacht werden. Doch im Okavango-Delta ist derzeit genügend Wasser vorhanden. Zudem sind 70 Prozent der Tiere an einem Wasserloch oder in deren unmittelbarer Umgebung verendet. In der Nähe von Wasserstellen wurden zudem lethargische und desorientierte Elefanten beobachtet; einige schienen nur eingeschränkte Kontrolle über ihre Beine zu haben. Ein Tier sah man im Kreis wandern.
Kadaver anderer Tierarten wurden in der Gegend nicht gesehen. Zudem dürfte keine andere Wildtierart von dem Massensterben betroffen sein, erklärt Heike Henderson von Future for Elephants. Auch Tiere, die aus denselben Wasserlöchern trinken, oder Aasfresser wie Löwen, Hyänen und Geier, die sich von den Elefanten-Kadavern ernähren, scheinen gesund zu sein.

Was kann also die Ursache für das Massensterben sein? Zuerst wurden die Bewohner der umliegenden Dörfer verdächtigt, die Elefanten vergiftet zu haben. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen Mensch und Tier, vor allem, wenn Elefanten Getreidefelder und andere Feldfrüchte vernichten. Doch Behördenvertreter versicherten, dass es in diesem Jahr noch kaum Konflikte gegeben habe. Dass Wilderer die Tiere getötet haben, kann ebenfalls ausgeschlossen werden, da die Stoßzähne der toten Elefanten intakt waren. Laut der Organisation Future for Elephants kommt es zwar immer wieder vor, dass Wilderer die Tiere vergiften und erst später zur Entfernung des begehrten Elfenbeins zurückkommen. Doch das scheint nicht der Fall zu sein: Es gebe keine Anzeichen dafür.

Vermutlich kein Coronakonnex

In Betracht gezogen wurde auch Milzbrand (Anthrax), aufgrund von entsprechenden Tests kann diese Infektionskrankheit aber ausgeschlossen werden. Eine Vergiftung durch ein lang anhaltendes Toxin wie Zyanid gilt als eher unwahrscheinlich – Tiere anderer Arten wären damit ebenfalls vergiftet worden.

Es könnte sich um andere tödliche Gifte handeln, die sich schnell zersetzen und nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar sind. Ob es sich um ein natürlich vorkommendes oder um ein von Menschen ausgebrachtes Gift handelt, bleibt völlig offen.
Einen Konnex mit Corona halten Experten für unwahrscheinlich: Eine meist harmlos verlaufende Infektion mit dem Virus ist bisher vor allem bei bestimmten Fleischfressern wie Katzen und Nerzen bekannt.

Safari-Tourismus als Einnahmequelle

Tierschutzorganisationen beklagen, dass die Regierung Botswanas nur sehr langsam auf das große Sterben reagiere. Botswana, wo mit rund 130.000 Elefanten etwa ein Drittel der gesamten Population Afrikas lebt, ist zwar abhängig von den Elefantenbeständen – der Safari-Tourismus ist die zweitwichtigste Einnahmequelle nach der Diamantenindustrie. Doch Artenschutz steht derzeit nicht weit oben auf der Agenda des Landes. Präsident Mokgweetsi Masisi hat vor rund einem Jahr die Jagd auf die Dickhäuter wieder erlaubt.

gk

(zoe)

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