Banken-Streicheltest lässt Börsen kalt

(c) AP (Michael Probst)
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Seit Freitagabend liegen die Ergebnisse des Bankenstresstests vor. Die Börsen reagierten kaum auf die Daten. Die europäische Aufsicht will die Banken regelmäßig testen. Vor allem deutsche Institute sind dagegen.

Wien (höll). Monatelang stritten sich Politiker und Aufsichtsbehörden wegen des Bankenstresstests. Seit Freitagabend liegen die Ergebnisse vor. Doch der vielfach erwartete Befreiungsschlag ist ausgeblieben. Die Börsen reagierten am Montag kaum auf die Daten. „Da die Überraschungen beim Stresstest ausgeblieben sind, wirken die Anleger ein wenig orientierungslos“, so ein Analyst.

Die meisten europäischen Börsen begannen gestern den Handel mit leichten Gewinnen, in den Vormittagsstunden drehten sie ins Minus. Am Nachmittag ging es mit einigen Märkten wieder aufwärts. Zulegen konnten vor allem jene Finanzinstitute, die beim Stresstest gut abgeschnitten haben – wie Barclays (Großbritannien) mit einem Plus von über 2,5 Prozent. Die Papiere der französischen Société Générale verteuerten sich um 2,3 Prozent. Für Verunsicherung sorgte nur die Deutsche Bank, die anders als viele Mitbewerber ihr Engagement bei Staatsanleihen nicht offenlegte. Die Wiener Erste Bank kletterte auf ein Zwei-Monats-Hoch. „Das scheint es schon gewesen zu sein“, meinte Alfred Reisenberger, Chefanalyst bei Cheuvreux in Wien.

Beim Stresstet wurden 91 europäische Großbanken unter die Lupe genommen. Durchgefallen sind sieben kleinere Institute, darunter fünf spanische Sparkassen. Die Sorgenkinder brauchen 3,5 Mrd. Euro frisches Kapital. „Ich hätte mir mehr erwartet“, sagte Steve Bernstein, Chef von Oppenheimer Investment. Seiner Ansicht nach seien die Annahmen für die Belastungsprobe viel zu weich gewesen. Auch die Tatsache, dass mit Ausnahme der unbedeutenden „Agricultural Bank of Greece“ alle griechischen Institute die Prüfung bestanden haben, erstaunt Experten.

Der Chef der deutschen Finanzaufsicht Jochen Sanio räumte ein, dass der Test nur dazu gedient habe, um die Märkte zu beruhigen. Er selbst habe daraus keine neuen Erkenntnisse gewonnen.

BayernLB schlägt österreichische Banken

Zudem sind die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig. So schnitt etwa die schwer angeschlagene Bayerische Landesbank mit einer Kernkapitalquote von 8,8 Prozent besser ab als die österreichischen Konkurrenten. Denn die BayernLB wurde im Vorjahr mit Milliarden vom deutschen Steuerzahler vor der Pleite gerettet. Allein mit dem Engagement bei der im Vorjahr verstaatlichten Kärntner Hypo Alpe Adria setzten die Bayern 3,7 Mrd. Euro in den Sand.

Die drei geprüften österreichischen Institute lagen im Mittelfeld. Die Erste Bank kommt im Krisenfall auf eine Kernkapitalquote von acht Prozent und die RZB auf 7,8 Prozent. Die Bank Austria ist im Ergebnis der italienischen UniCredit enthalten und wurde nicht extra ausgewiesen.

Die europäische Bankenaufsicht Cebs will die Tests nun in regelmäßigen Abständen durchführen. Vor allem deutsche Institute sind dagegen. Der zeitliche und organisatorische Aufwand habe ihrer Ansicht nach wenig gebracht.

AUF EINEN BLICK

Die europäischen Börsen reagierten am Montag verhalten auf die Ergebnisse des Bankenstresstests. Nach Meinung vieler Experten seien die Annahmen für die Belastungsprobe zu weich gewesen. Uneinigkeit herrscht nun darüber, ob solche Tests regelmäßig durchgeführt und veröffentlicht werden sollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2010)

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