Leitartikel

Die Seuche zeigt die Grenzen Europas auf

Flughafen Paris, Charles de Gaulle
Flughafen Paris, Charles de Gaulleimago images/Xinhua
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Reisefreiheit versus Infektionseindämmung: Die EU scheitert an dieser Balance – so wie die Nationalstaaten. Kleinteiligkeit und Konsequenz tun not.

Arme EU-Botschafter: Tagelang rangen sie vorletzte Woche um jene Liste von Drittstaaten, deren Bürger nach dreieinhalb Monaten Einreiseverbot wieder in die Europäische Union kommen dürfen. Doch kaum war diese Liste fertig, offenbarte sich ihre Sinnlosigkeit. Verbindlich war sie ohnehin nicht, sie sollte bloß als Empfehlung einen Rahmen für das gemeinsame politische Entscheiden der 27 Mitgliedstaaten setzen. Doch die nationalen Regierungen verzichteten darauf, sie einheitlich anzuwenden. Manche öffneten am 1. Juli ihre Grenzen für die Bürger dieser 15 Drittstaaten. Andere ließen sie komplett geschlossen. Wieder andere gewährten nur manchen das Privileg. Das führte unter anderem zu der grotesken Situation, dass ein Kanadier (sein Land ist auf der Liste), der nach Brüssel möchte (Belgien wendet die Liste nicht an), einfach nach Paris fliegt (Frankreich folgt der Liste), dort auf dem Flughafen in den Zug steigt und nach einer knappen Stunde auf dem Brüsseler Südbahnhof aussteigt.

Man muss nicht in der Erforschung viraler Atemwegserkrankungen promoviert haben, um zu erkennen, dass diese vermeintlich „europäische“ Lösung ein Reinfall ist. Sie hilft weder dabei, die Einschleppung neuer Infektionen in die Union einzudämmen, noch verschafft sie Klarheit darüber, worauf man sich bei der Einreise in die EU gefasst zu machen hat.

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