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Corona in Österreich: Masken am See und Kontakttagebücher bei Festspielen

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In Oberösterreich gilt seit heute wieder die Maskenpflicht, in Kärnten ist man wegen zügelloser Touristen besorgt. Vorerst kommt die Maskenpflicht nur in Velden und am Klopeiner See. Doch wie ist die Lage im Rest von Österreich? Ein Überblick über die Situation in den Bundesländern.

Einige Wochen Lockdown, dann die schrittweise Öffnung und alles ist wieder beim Alten? Es wäre zu einfach gewesen. Nun hat Oberösterreich seit heutigem Donnerstag die Maskenpflicht wieder eingeführt, auch in Kärnten zieht man aus dem gar zu legeren Verhalten der ersten Sommertouristen die Konsequenzen und bringt die Maske zurück. Die Ereignisse zeigen, wie schnell sich die Situation wenden kann und dass Österreich immer noch in der Coronakrise steckt.

Anfang dieser Woche stieg die Zahl der Covid-Erkrankten wieder über 1000 Fälle, mit Stand Dienstagvormittag (9:30) sind es österreichweit 1151 aktiv Erkrankte. So kommt es derzeit wieder zu mehr Neuinfektionen - am Dienstag kamen 105 dazu. Verglichen mit den Zahlen zu Beginn der Krise in Österreich (siehe Grafik) halten sie sich aber in Grenzen - Experten warnen auch deshalb davor, bereits von einer „zweiten Welle" zu sprechen.

War zu Beginn vor allem Tirol das Zentrum der österreichischen Covid-Fälle, so kommt es derzeit in Oberösterreich zu Clusterbildungen und den meisten Neuinfektionen, Donnerstagvormittag waren es 45 im Vergleich zum Vortag. Wien steht derzeit an zweiter Stelle mit 31 Neuinfektionen. Dahinter folgen Salzburg (9), Steiermark (7), Niederösterreich (4), Tirol (3), Burgenland (2), Kärnten (1), und Vorarlberg mit keinen neuen Infektionen. Doch auch in anderen Bundesländern kommt es immer wieder zu Clusterbildungen. An eine Rückkehr zur allgemeinen Maskenpflicht wie in Oberösterreich denkt zwar derzeit keine Landesregierung, ausgeschlossen werden Maßnahmen jedoch nicht. Ein Überblick über die Situation in Österreich:

Oberösterreich: Zurück zu den Masken

In Oberösterreich ist die Zahl der Neuinfektionen am Donnerstag erneut gestiegen. die Zahl der aktiv Erkrankten betrug 492. Es war weniger die Zahl der bestätigten Neuinfektionen, als vielmehr die Angst davor, diese nicht mehr nachvollziehen zu können, welche die Landesregierung dazu bewog, das verpflichtende Tragen von Masken in öffentlichen Räumen wieder einzuführen. Vor allem der Cluster in den Religionsgemeinschaften bereitete dem Krisenstab sorgen, weil das Contact Tracing bisher nicht funktioniert hat. Zudem habe es immer wieder Verstöße gegen die verordnete Quarantäne gegeben. Von Mittwoch auf Donnerstag wuchs der „Freikirchen"-Cluster von 179 auf 190 Fälle. Bei den neu Erkrankten handelt es sich aber hauptsächlich um bereits bekannte Kontaktpersonen, die auch schon in Quarantäne waren. Am Donnerstagnachmittag waren allein in Oberösterreich 3203 Menschen unter verordneter häuslicher Absonderung.

Ebenfalls im Mittelpunkt des Interesses standen vier Betriebe zur Fleischverarbeitung. Nach den großen Clusterbildungen in vergleichbaren Betrieben in Deutschland war man nervös. Mittlerweile sind die Testungen dort abgeschlossen. Nach Infektionen wurden Schulen und Kindergärten in fünf Bezirken geschlossen. Schulen sind ab Samstag ohnehin für die Sommerferien zu, die Schließung der Kindergärten wird ab kommenden Montag wieder aufgehoben.

Zusätzlich zur verpflichtenden Maskenpflicht will Oberösterreich eine freiwillige Gästeregistrierung in der Gastronomie einführen - wie sie etwa in Bayern derzeit gehandhabt wird. So soll zumindest ein Gast pro Gruppe - zehn Personen dürfen an einem Tisch sitzen - Kontaktdaten angeben, die im Fall einer Infektion an Gesundheitsbehörden weitergegeben werden können.

Salzburg: Zwei Seniorenheime unter Quarantäne, Fall bei Festspielen

Das Bundesland meldete am Mittwoch in Summe 46 aktive positive Fälle, mehr als die Hälfte davon in der Stadt Salzburg. Dort hat sich rund um eine an Covid-19 erkrankte Mitarbeiterin eines Seniorenwohnheims des Roten Kreuzes im Stadtteil Gneis ein neuer Cluster gebildet. Bis Mittwochnachmittag haben sich vier weitere Mitarbeiter und Bewohner mit dem Coronavirus infiziert, auch in der Familie der positiv getesteten Frau traten zwei Fälle auf. Offenbar dürfte auch ein Zusammenhang zu einem zweiten Seniorenheim in Salzburg-Aigen bestehen, wo ebenfalls ein Mitarbeiter erkrankt ist. Mittlerweile wird es als "Cluster B" bezeichnet, weil sich immer deutlicher eine einzelne Person als Ursache für alle weiteren Infektionen herauskristallisiert. Die Zahl der erkrankten Personen dürfte sich in den nächsten Tagen weiter erhöhen, es stehen noch über 100 Testergebnisse aus.

Wegen der Häufung der Fälle verschärft nun die Stadt Salzburg die Sicherheitsmaßnahmen wieder. In den stärker frequentierten Amtsgebäuden wird ab sofort wieder die Maskenpflicht eingeführt, in den Seniorenheimen werden die Besuche eingeschränkt. Zudem appelliert die Stadt an das Land, sämtliche Senioreneinrichtungen erneut flächendeckend zu testen.

Die Salzburger Festspiele haben Mittwochnachmittag die erste Corona-Infektion bestätigt: eine Mitarbeiterin aus Deutschland, die über den Sommer in der Administration der Festspiele tätig ist. Die Festspiele setzen nun ihren Notfallplan in Kraft: Wie es für alle Mitarbeiter vorgeschrieben ist, führte die Frau ein Gesundheits- und Kontakttagebuch, bisher wurden alle engen Kollegen negativ getestet. Der kaufmännische Direktor der Festspiele, Lukas Crepaz, betonte, dass der Betrieb und die Vorbereitungen der Festspiele nicht gefährdet seien.

Kärnten: Vorsicht vor Touristen

Obwohl Kärnten von großen Clustern und hohen Infektionszahlen verschont geblieben ist, ist es das zweite Bundesland nach Oberösterreich, das die Maskenpflicht zumindest teilweise wieder einführt. Ab Freitag muss im öffentlichen Raum von 21 Uhr bis zwei Uhr ein Mund- und Nasenschutz getragen werden. Allerdings wird dies nur im Zentrum von Velden und sowie im Ortszentrum von St. Kanzian am Klopeiner See und auf Promenaden und Wegen, nicht aber in Lokalen und ihren Sitzgärten gelten, wie am Donnerstagnachmittag bekannt wurde. Am Faaker See, der ebenfalls im Gespräch war, sowie in Klagenfurt und Villach, sehen Behörden aktuell keinen Bedarf. Der Faaker Bauernmarkt, der regelmäßig viele Menschen anzog, wurde nämlich bis auf weiteres ausgesetzt.

Man wollte rechtzeitig reagieren, „ein Stück schneller sein als das Virus“, erklärt Vizelandeshauptfrau Beate Prettner (SPÖ) der „Presse“. Grund für die Maskenpflicht war das uneinsichtige Verhalten vieler Besucher, insbesondere dann, wenn Alkohol ins Spiel komme. Nun will man um jeden Preis ein „Sommer-Ischgl“ verhindern. "Das Kitzloch-Szenario ist das gefährlichste, das man sich vorstellen kann“, sagte Heimo Wallenko, in der Landesregierung zuständig für Infektionsschutz, am Donnerstag.

Wien: Keine neuen Maßnahmen

382 aktiv Erkrankte gibt es in der Bundeshauptstadt derzeit und damit liegt Wien an zweiter Stelle im Bundesländer-Ranking. An strengere Maßnahmen wie eine Rückkehr zur allgemeinen Maskenpflicht denkt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) derzeit nicht, ausschließen wolle er sie aber auch nicht, sagte er am Dienstag. Man beobachte die Situation und werde, falls nötig, entsprechende Entscheidungen treffen.

Tirol: Nie wieder Ischgl

In Tirol ist die Zahl der Corona-Infizierten von Mittwochabend bis Donnerstagvormittag um zwei Personen auf 33 gestiegen. Die meisten Infizierten wies die Landeshauptstadt Innsbruck mit 14 auf, gefolgt vom Bezirk Landeck mit sieben. Drei von neun Bezirken - Innsbruck-Land, Reutte und Lienz - waren weiter Corona-frei.

Die Zeiten von international bekannten Tiroler Corona-Hotspots sind also vorbei, und sollen auch nie wieder kommen: Man sei auf regionale Ausbrüche vorbereitet, ließ das Land am Mittwoch verlautbaren. Die Behörden können "rasch, angemessen und effizient" darauf reagieren. Neben dem obligatorischen Contact-Tracing würden flächendeckende Screenings in sensiblen Bereichen durchgeführt, derzeit werde ein Lager  für Schutzmaterialien im Tiroler Unterland errichtet, mit dem man acht bis zwölf Wochen auskommen könne.

Sobald die Krise ausgestanden sei, sollen "weltweit und so auch in Tirol alle Maßnahmen auf den Prüfstand" gestellt werden. Die eingerichtete Expertenkommission, die nach Kritik am Tiroler Corona-Krisenmanagement eingerichtet wurde, will bis Herbst einen Bericht vorlegen, der für das Land als Grundlage für die Evaluierung dienen soll.

Niederösterreich, Burgenland, Vorarlberg, Steiermark

In Niederösterreich ist die Zahl der Covid-19-Erkrankten am Donnerstag im Vergleich zum Vortag von 102 auf 97 gesunken. Auch hier rüstet man sich mit verschiedenen Szenarien für eine mögliche zweite Welle. "Die wichtigsten Punkte dabei sind das Vorhalten von ausreichend Kapazitäten (z.B. Tests, Betten) und Schutzausrüstung, ein engmaschiges, rasches Contact Tracing und eine möglichst automatisierte Datenverarbeitung", wurde im Büro der Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) betont.

Aktuell sind im Burgenland 17 Personen am Coronavirus erkrankt. Hingegen stieg die Zahl der Personen unter behördlich angeordneter, Quarantäne im Vergleich zum Dienstag um sechs auf 96. Ein Mitarbeiter einer Fahrschule im Bezirk Mattersburg war am Mittwoch positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auf Anordnung der Gesundheitsbehörde werden nun alle Kollegen und Kontaktpersonen getestet. Auch in einem Pflegeheim im Bezirk Oberwart, zu dessen Personal und Bewohnern der Mann Kontakt hatte, wird ein Screening durchgeführt, teilte der Koordinationsstab Coronavirus mit.

In den vergangenen Wochen, in denen es kaum Neuinfektionen gegeben habe, seien verstärkt Screening-Testungen in relevanten Einrichtungen wie Altenwohn- und Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen oder Rettungsdiensten durchgeführt worden.

Nachdem im April steirische Pflegeheime - etwa in Hartberg und Fürstenfeld - zu Corona-Hotspots geworden waren, hat sich die Lage in der Steiermark größtenteils beruhigt. Derzeit sind 78 aktive Fälle registriert, Anfang Juli war ein Cluster in einer Grazer Baufirma entdeckt worden. 10 Mitarbeiter waren infiziert, 130 wurden getestet, mittlerweile gilt der Cluster als eingedämmt.

Keine Neuinfektionen gibt es in Vorarlberg, derzeit gibt es fünf aktive Fälle. Getestet wird trotzdem, entsprechend der Teststrategie des Bundes werden Screenings im Gesundheits- und Sozialbereich, im Tourismus, bestimmten Sportbereichen, im Rettungsdienst und in Bildungseinrichtungen durchgeführt. 

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