Formel 1

Lando, neues Juwel einer Motorsportnation

Lando Norris atmet nach dem ersten Podestplatz seiner F1-Karriere auf.
Lando Norris atmet nach dem ersten Podestplatz seiner F1-Karriere auf.GEPA pictures
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England hat eine lange Liste von Siegern und ausgezeichneten Piloten, und jetzt schickt sich mit Lando Norris, 20, ein weiterer Fahrer an, auf das Podest zu fahren, bald einen GP zu gewinnen. Etwa am Sonntag in Spielberg?

Spielberg. Was haben Mike Hawthorn (1958), Graham Hill (1962, 1968), Jim Clark (1963, 1965), John Surtees (1964), Jackie Stewart (1969, 1971, 1973), James Hunt (1976), Nigel Mansell (1992), Damon Hill (1996), Jenson Button (2009) und Lewis Hamilton (2008, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019) gemein? Durchwegs Briten, allesamt Formel-1-Weltmeister – und Vorbilder für Lando Norris. Der 20-jährige McLaren-Pilot war die Überraschung beim Saisonstart in Spielberg, er fuhr als Dritter auf das Podest und erinnerte damit das „Mutterland des Fußballs“ wieder an seine PS-Wurzeln.

Der Hersteller von Straßensportwagen und Traditionsrennstall aus Woking (864 GP, zwölf Fahrer- und acht Konstrukteurstitel) ist eines der Flaggschiffe in der Formel 1. Auch er wurde von der Coronakrise gebeutelt, musste 1200 Entlassungen und Einschnitte im Budget hinnehmen. Eine „Finanzspritze“ über 165 Millionen Euro aus Bahrain – dem Mumtalakat-Staatsfonds gehören 63 Prozent der McLaren-Gruppe – sicherte den Fortbestand.

Das rettende Signal

Der dritte Platz durch Norris und der fünfte durch Carlos Sainz waren für Teamchef Andreas Seidl daher ein Signal. Es gehe aufwärts, man sei dabei – „es ist eine Bestätigung unserer Arbeit!“. Die Geldgeber seien zufrieden, CEO Zak Brown ebenso.

Ob eine Wiederholung beim Grand Prix der Steiermark (Sonntag, 15.10 Uhr, live, ORF1, Sky) möglich wäre, das wollte der Bayer, der 2019 aus dem Langstreckensektor (mit Porsche dreimal Le-Mans-Sieger) in die Formel 1 gewechselt war, allerdings nicht verschreien. Das Vorhaben jedoch sei freilich logisch, der Preis im Fall des Gelingens stehe ebenso fest: Dann gebe es wieder ein Schnitzel für Norris.

Der aus Bristol stammende Pilot ist eigentlich unauffällig unterwegs gewesen seit seinem Einstieg in die F1-WM 2019. Er war Kart-Weltmeister, britischer Formel-4-Champion, gewann die Toyota-Racing-Serie, Formel Renault und F3. Im Nachwuchsbereich gab es an ihm kein Vorbeikommen, als jüngster Fahrer im F1-Tross erntet er ebenso höchsten Respekt.

Orange ist die neue Farbe der Hoffnung, scherzt Seidl und hofft, dass sein Team das Tempo halten kann. Von Spielberg geht es direkt nach Budapest, vier Wochen lang war man dann nicht in Woking, um sich Updates und Autoservice zu widmen.

Diese langen Auswärtsaufenthalte sind in der Formel 1 ein Novum. Sie müssen Seidl gelingen, weil anschließend das Silverstone-Doppel wartet. Da muss McLaren erneut Topresultate liefern, das weiß auch Norris, der sich mit dem ersten Podestplatz nicht zufriedengeben kann. Er will es doch seinen Vorbildern nachmachen. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2020)

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