Fahrbericht

Ein Raubtier für Wald und Wiese

Ein Pick-up, der keine Kompromisse macht.
Ein Pick-up, der keine Kompromisse macht.(c) Jürgen Skarwan
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Ford hat seinen Pick-up Ranger zum Raptor gemacht – mit einzigartigen Stoßdämpfern, einem Rallye-Fahrmodus und einem imposanten Erscheinungsbild. Man muss nur einen Lebensraum für das Raubtier finden.

Wien. Es gibt eine Maxime für das Fahren im Gelände: so langsam wie möglich, so schnell wie nötig. So vermeidet man Schäden am Fahrwerk und am Unterboden des Autos. Und dann kommt der Ford Ranger Raptor.

Wir sagen nicht, dass man mit ihm ungebremst von der Straße direkt in den Wald fahren soll – aber man kann es. Alles an diesem Pick-up ist darauf ausgelegt, ein Rennwagen fürs Gelände zu sein. Er hat dafür sogar einen eigenen Fahrmodus – Baja, benannt nach der Rallye auf der mexikanischen Halbinsel Baja California, bei der die Teilnehmer 1000 Meilen durch wildes Wüstengelände rasen.

Man hat bei uns Schwierigkeiten, den Raptor ähnlich zu fordern. Jedes Gelände, in das wir ihn bei unserem Test warfen, meisterte er ohne Schluckauf. Dazu tragen etwa die Fox-Racing-Stoßdämpfer bei, die einen um 32 Prozent größeren Arbeitsbereich haben als die Standardvariante. Zudem gibt es das „Position Sensitive Damping“, das ähnlich funktioniert wie eine gedämpfte Küchenschublade, die beim Schließen im letzten Moment ein Zuknallen verhindert. In der Praxis heißt das, man rattert über Stock, Stein und Wurzeln und wird dennoch nicht allzu wild herumgeschaukelt. Vor allem aber hält das Fahrzeug selbst bei rasanter Offroad-Fahrt Bodenkontakt.

Wenn es dabei über große Steine oder tiefe Flüsse geht, muss man nicht nervös werden. Die Bodenfreiheit von 283 Millimetern ist ebenso rekordverdächtig wie die Wattiefe von 85 Zentimetern (nur im neuen Land Rover Defender erhält man noch einmal fünf Zentimeter mehr). Und wegen Ölwanne oder Abgasanlage muss man sich auch nicht sorgen: Der Unterboden ist mit einer 2,3 Millimeter dicken Stahlplatte geschützt.

Zehngang-Automatik

In so einer Verpackung erwartet man sich eigentlich einen Dreiliter-Motor mit um die 300 PS. Wenn man dann 2,0-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit 213 PS hört, ist man anfangs irritiert. Mitbewerber bieten Pick-up-Versionen ohne einen solch klingenden Namen mit Sechszylinder-Dieselmotor und 258 PS.

Ford hat aber mit diesem Motor Beachtliches geleistet. Erstens ist er mit einem Biturbo doppelt aufgeladen, andererseits hat man ihn mit einer Zehngang-Automatik kombiniert. Damit findet der Raptor immer den richtigen Gang und arbeitet agil und bissig. Umgelegt auf messbare Einheiten: Er entwickelt ein Drehmoment von beachtlichen 500 Newtonmetern. Der durchaus akzeptable Verbrauch in unserem Test: 9,7 Liter auf 100 Kilometer.

Optisch ist der Ford Ranger Raptor (Preis: ab 61.530 Euro) eine massive Erscheinung, allein schon wegen der Goodrich-Offroad-Reifen (285/70/17), die übrigens auf Asphalt erstaunlich geräuschverträglich sind. Eine Länge von 5,36 Metern, eine Breite von zwei Metern und eine Höhe von fast 1,9 Metern schränkt seinen Lebensraum deutlich ein. Ein solcher Pick-up ist ein Arbeitstier für das Land – oder für die Rallye Baja California. Zu schade, um damit in der Stadt zwei Parkplätze zu verstellen. Dafür bietet sich einer der Schickimicki-Pick-ups an.

Compliance-Hinweis:
Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2020)

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