Pizzicato

Don Ervino und Michele

„Michel, I drah zu!“ So oder so ähnlich geht's zu an den Stammtischen am Fuß des Wilhelminenbergs in Wien oder in den Weingärten der Wachau oberhalb der Donau, wenn sich gesellige Pensionisten zum Schnapsen treffen, zufrieden mit sich und der Welt , über Fußball fachsimpeln und sich am Wein delektieren.

Die ORF-Doku „Mein Land, dein Land“ führte das beschauliche Rentnerdasein zweier Landesfürsten a. D. vor, die sich unter vier Augen fast 25 Jahre alles ausgeschnapst haben und den lieben Gott jetzt einen guten Mann sein lassen. Erwin Pröll alias Don Ervino und Michael Häupl alias Michele sind die österreichische Variante von Don Camillo und Peppone – nur dass sie nicht am Po ihre kleinen Scharmützel austrugen, sondern an Donau und Traisen.

Der eine führte durch Dürnstein, die Perle der Wachau, und nicht etwa durch Pröll City, das Regierungsviertel in St. Pölten; der andere durchs multikulturelle Bobo-Ottakring. Dass beide aus konservativ-katholischem Elternhaus aus dem Kernland Niederösterreich stammen, als Ministranten das Weihrauchfass geschwungen haben und selbst auf der Donaufähre einen edlen Tropfen zu schätzen wissen, ist das Band für ihre Blutsfreundschaft frei nach Karl May. Was darf's denn sein: Grüner Veltliner oder Gemischter Satz? Man bringe den Spritzwein! (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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