Gastkommentar

Warum das Löschen einer Karikatur kein Triumph ist

In den sozialen Medien geht es vielfach um Anklage, nicht um Diskussion.

Eines vorweg: Ich finde die Karikatur, die Pamela Rendi-Wagner als Bunny aus einer Torte hüpfend darstellt nicht gut. Ich finde sie sexistisch. Ich finde es zutiefst bedauernswert, dass Frauen – egal, wie sehr sie ihre Kompetenz bewiesen haben – immer wieder aus dieser männlich-sexualisierten Sicht gesehen werden. Und ich spreche bewusst von gesehen und nicht von dargestellt. Denn die Karikatur ist ja nicht der Fehltritt eines Einzelnen, sondern gibt Einblick in eine systemische Sichtweise.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

>>> Mehr aus der Rubrik „Gastkommentare“



Wenn ich die Diskussion über die Karikatur in den sozialen Medien und auch die Konsequenzen, das heißt die Löschung der Karikatur, verfolge, habe ich allerdings noch andere Gedanken. In den sozialen Medien sehe ich Empörung und Polemik: darüber, dass es solche Karikaturen gibt und sie abgedruckt werden; darüber, dass man anscheinend jetzt gar nichts mehr sagen darf.

Bei dieser Empörung und Polemik geht es nicht um den Diskurs der Meinungsfreiheit oder der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Es geht um Anklage. Statt sich darüber auszutauschen, wie es dazu gekommen ist, dass jemand in einer Machtposition einen anderen Menschen als „widerwärtiges Luder“ bezeichnet und in der Situation niemand etwas dagegen sagt, kommt es sofort zu einer Wertung, und auf dieser Ebene bleibt alles Weitere.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.