Leitartikel

Schön langsam schadet die Wirecard-Operette dem Standort

Das Sittenbild, das Österreich in all diesen Geschichten abgibt, ist mittlerweile nicht mehr nur beschämend und peinlich. Es ist tatsächlich rufschädigend.
Das Sittenbild, das Österreich in all diesen Geschichten abgibt, ist mittlerweile nicht mehr nur beschämend und peinlich. Es ist tatsächlich rufschädigend. REUTERS
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Wer hätte gedacht, dass der Milliardenskandal um Wirecard zur rot-weiß-roten Lachnummer wird. Der entstandene Imageschaden ist leider weniger lustig.

Bis vor wenigen Tagen war Wirecard ein handfester Bilanz- und Börsenskandal, der vor allem das Vertrauen in den Finanzplatz Frankfurt erschüttert hat und ein ziemlich schiefes Licht auf Bilanzprüfer und Behörden fallen lässt. Dass knapp zwei Milliarden Euro einfach so verschwinden oder vielleicht gar nie da waren – außer auf gefälschten Dokumenten, das hat es bis dato noch nicht gegeben. Schon gar nicht bei einem DAX-Unternehmen, also einem der 30 wertvollsten Unternehmen an der Frankfurter Börse.

Doch seit Donnerstag wird dieser Wirtschaftsskandal um eine ebenfalls noch nie da gewesene Facette ergänzt. Offensichtlich dealte einer der beiden österreichischen Wirecard-Vorstände, Jan Marsalek, mit Geheimdienstinformationen. Oder er prahlte zumindest damit. Er zeigte Geschäftspartnern geheime Dokumente über die genaue Formel jenes Nervengifts, mit dem im März 2018 der russische Ex-Spion Sergej Skripal hätte ermordet werden sollen.

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