Israel an Kippe eines neuen Lockdown

Das Land registrierte zuletzt einen Rekordanstieg von Coronafällen.
Das Land registrierte zuletzt einen Rekordanstieg von Coronafällen.REUTERS
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Nach einem Rekordanstieg von Coronainfektionen wurden fünf Städte abgeriegelt.

Wien/Jerusalem. Vor Beginn des Sabbats riegelte Israel einen vorwiegend von Orthodoxen bewohnten Stadtteil Jerusalems und vier weitere Städte, darunter Lod, für eine Woche ab. Das Land registrierte zuletzt einen Rekordanstieg von Coronafällen, mehr als 1700 Infektionen innerhalb von 24 Stunden.

Israel steht an der Kippe eines neuen Lockdown, wie Gesundheitsminister Juli Edelstein andeutete. Bei 2000 neuen Fällen pro Tag sei die kritische Grenze erreicht. Die Regierung versucht, den Ausbruch mit strikten Maßnahmen einzudämmen – der Schließung von Bars, Nachtclubs, Schwimmbädern, Fitness-Studios und Veranstaltungshallen. Die Behörden führen die zweite Welle auf eine Vielzahl von Hochzeiten seit der Öffnung im Juni zurück. Die Frequentierung von Bussen ist ebenso eingeschränkt wie der Besuch von Synagogen.

Kritik an Netanjahu

Der Unmut über Netanjahus Krisenmanagement nimmt zu, selbst in den Likud-Reihen. So übte Jair Revivo, Bürgermeister von Lod und Netanjahus Wahlkampfmanager, Kritik. „Zu viele Minister, zu viele Meinungen“, lautet sein Vorwurf. Der Premier gesteht Fehler bei der Öffnung ein. Die Lockerung sei zu früh gekommen. Aber auch seine Konzentration auf die Annexion von Teilen des Westjordanlands zieht Kritik auf sich.

Moshe Lion, Bürgermeister von Jerusalem, hält das abgeriegelte jüdisch-orthodoxe Viertel wegen enger Wohnverhältnisse für einen Nährboden für die Epidemie. Er sprach sich für die Wiederbelebung von Coronahotels wie zu Beginn der Coronakrise aus – ebenso wie Benny Gantz, Vizepremier und Verteidigungsminister. Gantz begab sich nach einem möglichen Kontakt mit einem Infizierten in Quarantäne, wie bereits 10.000 Armeeangehörige. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2020)

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