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Funkschlüssel

„Keyless Go“ ist fast schon Standard heutzutag, birgt aber auch neue Gefahren.
„Keyless Go“ ist fast schon Standard heutzutag, birgt aber auch neue Gefahren.(c) pixabay
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Der ÖAMTC hat 273 Autos mit schlüssellosen Systemen getestet. 269 konnten ganz einfach geknackt werden. Dazu müssen Diebe nicht einmal an den Schlüssel rankommen. Denn alles geht über Funk.

Haben Sie auch ein Auto mit einem Komfortschließsystem oder auch „Keyless Go“ genannt. Im Alltag ist das sehr praktisch. Man braucht den Schlüssel nur bei sich zu haben, und das Auto erkennt ziemlich genau, wo sich der Schlüssel gerade befindet. Zum Beispiel lässt sich bei meinem ?koda der Kofferraum nur dann mit dem Schlüssel auf- und zufunken, wenn ich hinter dem Wagen stehe mit einem Maximalabstand von etwa zwei Metern. Bin ich weiter weg, geht's nicht, bin ich vor dem Auto, geht's auch nicht. Damit soll offenbar gewährleistet werden, dass ich beim Schließen oder Öffnen auch da bin und niemandem den elektrischen Kofferraumdeckel draufhaue.

Anderes Beispiel. In einer Kolumne habe ich über das versehentliche Einsperren des eigenen Schlüssels geschrieben. Mit der Funktechnologie wird auch das verhindert. Das Auto weiß, dass ein Schlüssel drin ist, und lässt sich nicht mehr zusperren. Ich hab das mit dem Zweitschlüssel ausprobiert.

Diese Technik hat aber einen enormen Nachteil. Dadurch, dass der Schlüssel ununterbrochen sein Signal aussendet – und nicht nur auf Knopfdruck, sind Autos leichte Beute für Diebe. Mit legal erhältlichen Funkverlängerungen kann das Signal vom Schlüssel, der etwa im Eingangsbereich herumliegt, bis zum Auto verlängert werden. Nun glaubt das Auto, der Schlüssel ist da, und lässt sich kinderleicht öffnen und starten.

273 Autos hat der ÖAMTC mit seinen Partnern auf diese Schwachstelle getestet. Nur vier Modelle von Jaguar und Land Rover ließen sich nicht knacken.

Was kann man also tun, damit einem eine böse Überraschung in der Früh erspart bleibt? Man legt den Schlüssel nicht in eine Lade, sondern in eine Keyless-Go-Box. Die gibt es in allen möglichen Farben und Formen im Internet. Das Funksignal wird von der Box abgeschirmt. Aber vielleicht kommen die Hersteller ja noch auf die Idee, am Schlüssel einen simplen Schalter einzubauen, mit dem man das Signal ausschalten kann, wenn man es gerade nicht braucht.

manuel.reinartz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2020)

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