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Wird Gold zur Weltwährung?

Immer mehr Staaten wollen sich vom US-Dollar lösen und setzen dabei auf Gold.
Immer mehr Staaten wollen sich vom US-Dollar lösen und setzen dabei auf Gold.(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Trotz steigender Aktien, haben der Goldpreis und ETF-Zuflüsse kräftig zugelegt. Steht die Goldhausse für wachsende Zweifel am Finanzsystem und der Vorherrschaft des Dollars?

Es ist absurd. Trotz steigender Aktienkurse erklomm der Goldpreis zur Wochenmitte mit 1800 US-Dollar ein Neun-Jahres-Hoch. Normalerweise fällt der Goldpreis, wenn die Aktien steigen. Auf dem Markt wird der Parallelmarsch der vergangenen Wochen als Hedge gesehen – eine Absicherung der Aktionäre gegen eine etwaige Marktkorrektur.

Vor allem Käufer von physisch gedeckten Indexfonds (ETFs) sind dafür verantwortlich. Für jeden ETF-Anteil, den Investoren zeichnen, hinterlegen die Indexanbieter eine bestimmte Menge Gold. Daher steigern die Zuflüsse in Gold-ETFs auch die physische Nachfrage. Beliebt sind ETFs bei institutionellen Investoren und Superreichen, da die Papiere börsenotiert sind und das Gold sicher verwahrt wird. Beim Kauf von Goldmünzen und -barren entstehen Kostennachteile in Form von höheren Geld-Brief-Spannen und Lagerkosten.

Keine reinen Gold-ETFs in der EU. In der EU und somit auch in Österreich ist es nicht erlaubt, reine Gold-ETFs aufzulegen. Ein ETF darf nicht ausschließlich in einen einzigen Rohstoff investieren, sondern muss breiter streuen. Wer in einen Gold-ETF investieren will, dem bleiben also nur ausländische Gold-ETFs. Wenn Anleger in Europa von Gold-ETFs reden, sind ETFs gemeint, die aus Aktien der Goldförderer bestehen. Es handelt sich streng genommen um einen Goldminen-ETF.

Allein im ersten Halbjahr 2020 haben die ETF-Anbieter laut Daten des World Gold Council (WGC) 730 Tonnen Gold in ihre Tresore gelegt. Die Bestände des SDPR Gold Trust, des größten Gold-ETF der Welt, sind bereits auf über 1200 Tonnen angewachsen. In Summe sind die Vermögensverwalter nach der Fed mittlerweile der zweitgrößte Goldhalter der Welt. Die Oesterreichische Nationalbank hält 280 Tonnen. Etwa die Hälfte davon wird in Österreich gelagert.

Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis um 18 Prozent zugelegt. Zum Ende der Woche gab es einen kleinen Rücksetzer. Hat somit Gold seinen Peak erreicht? Analysten sehen kein Ende und prognostizieren einen Anstieg der Goldpreise. Anleger ankern bei Unsicherheit gern im sicheren Hafen. Das weiß inzwischen jedes Kind. Es könnte aber mehr dahinterstecken: Zweifel an unserem Finanzsystem.

Inmitten der Coronakrise liegt der Spielball bei den Notenbanken. Offensichtlich gehen die meisten Investoren davon aus, dass sie die wirtschaftlichen Probleme der Welt durch mehr billiges Geld und neue Schuldenberge lösen wollen. Gold wirft zwar keine Zinsen oder Dividende ab. Aber in einem derzeit weltweit vorherrschenden Niedrigzinsumfeld spielt das keine Rolle, denn Sparbuch oder Tagesgeld bringen kaum etwas ein.

Viele Investoren sehen keine schnelle wirtschaftliche Erholung. Doch die Goldhausse begann schon vor Corona im Juni 2019 und damit einen Monat bevor die Federal Reserve am 31. Juli den Zinssenkungszyklus einleitete.

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