Syrien

Bashar al-Assad: Ein Diktator als Überlebenskünstler

Eine lange politische Karriere. Bashar al-Assad (l.), damals noch Präsidentensohn, 1999 mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac. Ein Jahr später war Assad Syriens Machthaber.
Eine lange politische Karriere. Bashar al-Assad (l.), damals noch Präsidentensohn, 1999 mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac. Ein Jahr später war Assad Syriens Machthaber.(c) Sygma via Getty Images
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20 Jahre nach seinem Amtsantritt und neun Jahre nach Beginn eines blutigen Bürgerkriegs sitzt Bashar al-Assad immer noch in seinem Präsidentenpalast in Damaskus. Fünf Gründe, warum sich Syriens Staatschef an der Macht hält.

Schon kurz vor dem 20. Jahrestag seines Machtantritts erhielt Syriens Staatschef Bashar al-Assad ein politisches Geschenk seiner internationalen Gegner: Die EU und die USA verabschiedeten sich öffentlich von ihrem Ziel, Assad vom Präsidentenamt in Damaskus zu vertreiben. Noch vor wenigen Jahren stand der Machthaber am Rande der Niederlage im langen Krieg gegen die Opposition, doch er sitzt nach wie vor im Sattel. Hier ein Überblick über die fünf wichtigsten Gründe für Assads Überleben.

Loyale Minderheiten

Als Bashar al-Assad im Juli 2000 die Nachfolge seines kurz zuvor verstorbenen Vaters Hafez al-Assad antrat, galt er als Reformer. Der ältere Assad hatte Syrien seit 1970 mit harter Hand regiert. Bashar erhielt beim Amtsantritt viele Vorschusslorbeeren, nicht zuletzt, weil er noch so jung war: Für den damals 34-Jährigen änderte das syrische Parlament eigens die Verfassung, die bis dahin ein Mindestalter von 40 Jahren für das Präsidentenamt vorsah. Bei der Präsidentenwahl am 10. Juli 2000 trat er als einziger Kandidat an und erhielt 97 Prozent der Stimmen.

Die Euphorie währte nicht lang. Assad ließ Reformanhänger festnehmen und entlarvte so sein Image als Reformer als Trugbild. Im Jahr 2011 reagierte Assad mit Waffengewalt auf Forderungen nach mehr Demokratie – seitdem herrscht in Syrien Krieg, der Hunderttausende Menschen das Leben gekostet und Millionen heimatlos gemacht hat.

Ein wichtiger Garant von Assads Macht ist die religiöse Minderheit, zu der sein Clan gehört: die Alawiten. Die Glaubensgemeinschaft, die 2,5 Millionen der etwa 20 Millionen Syrer stellt, steht dem schiitischen Islam nahe und ist im Laufe der Geschichte häufig von sunnitischen Muslimen, die in Syrien die Mehrheit bilden, verfolgt und unterdrückt worden. Unter Assads Vater Hafez wurden die Alawiten in Armee und Regierung zu Stützen des Regimes. Ihre Loyalität zum jüngeren Assad erklärt sich nicht zuletzt aus der Furcht vor der Rache der Sunniten im Falle einer Entmachtung des Präsidenten.

Andere religiöse Minderheiten teilen die Angst der Alawiten vor sunnitischer Gewalt. Viele der zwei Millionen Christen in Syrien und der Drusen im Süden des Landes sehen den Präsidenten als das kleinere Übel, besonders angesichts der Gräueltaten des sogenannten Islamischen Staats (IS) und anderer sunnitischer Terrorgruppen.

Mitglieder der Wirtschaftselite, darunter viele Sunniten, setzten ebenfalls auf Assad. Eine neue Schicht von Kriegsgewinnlern, die vom Schmuggel profitieren, steht ohnehin loyal zum Präsidenten. Die Unternehmer geraten nun jedoch durch neue US-Sanktionen unter Druck.

Für Normalbürger ist die Wirtschaftskrise eine Katastrophe. Es gebe eine reale Gefahr, dass Menschen in Syrien verhungern, sagt Amany Qaddour von der Hilfsorganisation Syria Relief and Development. Ein syrischer Normalbürger müsse inzwischen mit 90 Euro-Cent am Tag auskommen, sagte Qaddour der „Presse“.

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