Stadtrechnungshof

Werner Sedlak: „Mache Null-Toleranz-Politik"

Werner Sedlak, der neue Chef des Wiener Stadtrechnungshofes, will sich das Magistrat ganz genau ansehen.
Werner Sedlak, der neue Chef des Wiener Stadtrechnungshofes, will sich das Magistrat ganz genau ansehen.(c) Caio Kauffmann
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Vor 100 Jahren wurde der Stadtrechnungshof gegründet, um Misswirtschaft in Wiens Verwaltung zu bekämpfen. Er hat nun einen neuen Chef, der eine harte Linie ankündigt.

Dunkle Krawatte, Anzug und gepflegter Bart. Werner Sedlak sieht nicht aus, als müsste man vor ihm Angst haben. Entspannt sitzt er in seinem hellen Büro in der Wiener Landesgerichtsstraße, erzählt begeistert von seiner kleinen Tochter und seinen Hobbys.

Werner Sedlak hat auch eine andere Seite, und die bereitet wenigen im Wiener Magistrat Unwohlsein. „Ich mache eine Null-Toleranz-Politik“, erklärt der Wiener bestimmt, der vor wenigen Tagen einen neuen Job angetreten hat: Er ist nun Direktor des unabhängigen Wiener Stadtrechnungshofes. Und dessen Aufgabe ist es, die Verwendung von Steuergeld zu kontrollieren und Misswirtschaft bei der Stadt Wien aufzudecken. „Wenn wir etwas Strafrechtliches entdecken, schalten wir sofort die Staatsanwaltschaft ein“, erklärt Sedlak mit einem ernsten Gesichtsausdruck.

Beliebtheitspreise wird der neue Chef des Stadtrechnungshofes im Magistrat also nicht gewinnen. Schon in der Vergangenheit waren die Prüfer in den Abteilungen der Stadt nicht gern gesehen, gab es in den Berichten doch oft harsche Kritik – nicht nur an der Stadt beim Milliardenprojekt Spital Nord, das völlig aus dem Ruder gelaufen war. „Die Bevölkerung soll von der Arbeit des Stadtrechnungshofes profitieren“, meint Sedlak, der seine künftige Linie so beschreibt: „Wir sollen uns immer fragen, welchen Mehrwert ein Bericht für die Bürger hat.“

»Wenn wir Strafrechtliches entdecken, schalten wir sofort die Staatsanwaltschaft ein.
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Vor seiner Wahl zum Stadtrechnungshof-Direktor durch den Gemeinderat war Sedlak bei der MA 35 (Einwanderung und Staatsbürgerschaft) tätig. Das ist ein heikler Bereich. Wurde jemals versucht, Sie zu bestechen? „Nein“, überrascht Sedlak, auch wenn dessen Mitarbeiter manchmal Diskussionen mit Antragsstellern gehabt haben. Diese hätten Geschenke mitgebracht und es nicht verstanden, dass die Mitarbeiter das nicht angenommen hätten: „Geschenke sind bei manchen Kulturen zwar üblich, aber nicht bei uns als Behörde.“

Schon damals hat bei Sedlak die „Null-Toleranz-Linie“ gegolten. Selbst die berühmten drei Ks (Kaffee, Kugelschreiber, Klumpert) durften die Mitarbeiter in Sedlaks Abteilung nicht annehmen: „Es war auch eine Hilfe für die Mitarbeiter, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen.“ Nachsatz: „Weil es klare Regeln gab.“ Wobei manchmal beinahe ein „Wettbewerb“ stattfand. „Es gab Menschen, die abgelehnte Geschenke beim Gehen hinter die Türe gestellt haben, damit das Geschenk doch noch angenommen wird.“ Das habe viel Arbeit gemacht, erinnert sich Sedlak. Denn man hätte herausfinden müssen, wem das Geschenk gehört, um es wieder zu retournieren.

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