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China im Onlinerausch

Der chinesische Online-Konzern Alibaba ist ein Gewinner der Krise.
Der chinesische Online-Konzern Alibaba ist ein Gewinner der Krise.(c) imago images/Friedrich Stark
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Immer mehr Chinesen nutzen virtuelle Dienstleistungen im Alltag, wovon einige Konzerne kräftig profitieren.

Wien. Die Corona-Pandemie hat die globale Konjunktur gehörig auf den Prüfstand gestellt. Und vor allem eines offenbart: Die digitale Wirtschaft ist aus dem Alltag vieler Menschen längst nicht mehr wegzudenken, sei es zum Beispiel bei der Erledigung täglicher Bankgeschäfte oder dem Einkauf über das Internet. Dabei verweisen die Experten beim US-Vermögensverwalter Franklin Templeton in diesem Zusammenhang auf die Schwellenländer, wo technologische Innovationen besonders weit entwickelt seien.

Das unterstreicht auch der Blick auf die Patentanmeldungen. Schon seit einigen Jahren haben die Schwellenländer die USA und Japan mit Neuanmeldungen weit überholt, wie die Weltorganisation für geistiges Eigentum in ihren Statistiken festhält. Erst im April veröffentlichte die Organisation Zahlen zum Vorjahr, denen zufolge China erstmals den obersten Platz mit knapp 59.000 neuen Patentanmeldungen belegen konnte und die USA nach Jahrzehnten der Führerschaft vom Thron stieß.

Doch das ist nicht alles. Um die Technologisierung voranzutreiben, braucht es moderne Netzwerke. Und deshalb wird gerade der Ausbau der 5G-Netze, der nächsten Mobilfunkgeneration, insbesondere in China vorangetrieben. Wie rasant der Ausbau dabei erfolgen dürfte, haben sich die Experten der GSM Association – der internationalen Interessensvereinigung der Mobilfunkindustrie – angesehen. Deren Prognosen zufolge dürfte das Reich der Mitte bis 2025 mehr als 600 Millionen 5G-Nutzer haben. Das wären fast 40 Prozent der weltweit prognostizierten 5G-Nutzer.

Die Zahlen deuten jedenfalls auf eine beachtliche Entwicklung hin. Doch wer sind eigentlich die Nutznießer einer solch technologieaffinen Gesellschaft? Zu den bekanntesten Konzernen zählt der Onlinehändler Alibaba, der allein im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 per Ende März einen Umsatz von 510 Milliarden Renminbi (73 Mrd. Dollar) erzielte. Das ist ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Wichtigster Treiber ist dabei die virtuelle Shopping-Lust der Chinesen.

Onlinespiele florieren

Doch das ist längst nicht alles. Denn Alibaba stellt sich bei seinen Angeboten immer breiter auf. Und bietet unter anderem auch diverse Dienstleistungen in der Cloud – dem Geschäft mit der virtuellen Datenspeicherung – an. Zuletzt verkündete der Konzern auch noch die Errichtung einer Innovationsbasis in Shanghai gemeinsam mit dem deutschen Autobauer BMW. Dort sollen etwa Technologie-Start-ups gefördert werden.

Ebenso arriviert ist der Internetkonzern Tencent. Im abgelaufenen Jahr steigerte der Konzern den Umsatz gegenüber 2018 um 21 Prozent auf 377 Milliarden Renminbi. Vor allem der Bereich mit Onlinespielen spült jede Menge Geld herein und profitierte freilich von dem Lockdown in den vergangenen Monaten. Tencent betreibt aber auch erfolgreich Messengerdienste wie WeChat und Tencent QQ.

Interessierte Anleger können dabei gehebelt auf die weitere Kursentwicklung dieser zwei Titel setzen. Möglich machen es etwa Turbo-Long-Zertifikate. Ein solches bietet die UniCredit auf Alibaba an (DE000HZ1E5E2). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,15. Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zum Basiswert. Wird allerdings die Marke von 149,46 US-Dollar berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat. Auf Tencent bietet etwa die Société Générale ein Turbo-Long-Zertifikat an (DE000CL9B7X4). Hier liegt der aktuelle Hebel bei 2,45. Wird hier allerdings die Marke von 362,35 Hongkong-Dollar berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2020)

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