Black Monday

Wenn religiöser Eifer das Börsengeschehen bestimmt

Tesla-Chef Elon Musk.
Tesla-Chef Elon Musk.(c) REUTERS (Aly Song)
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Dotcom, Bitcoin, Tesla – nicht alle Hypes erweisen sich als Lug und Trug. Manchmal dauert es aber, bis Ernüchterung einkehrt.

Von Aktien hat Dominik Drutschmann vorerst genug. Zweimal hatte sich der „Zeit“-Autor an der Börse versucht. Einmal mit Aktien der Deutschen Telekom, die im Zuge der Dotcom-Krise um die Jahrtausendwende so tief abstürzten, dass er sie verkaufte. 20 Jahre später versuchte er es wieder mit Wirecard. Belehrungen, was er hätte anders machen sollen, bekam er daraufhin zur Genüge, etwa, dass er nicht sein ganzes Geld in eine einzige Aktie hätte stecken sollen. Er selbst zog eine andere Lehre: „Was bleibt, sind ein 8500-Euro-Loch auf dem Konto und die Erkenntnis, dass mir Religionen jedweder Art suspekt sind.“

Das ist ein interessanter Gedanke. Die Börse ist schließlich nur eine Plattform, auf der Anleger Unternehmensanteile handeln. Hätten sie nicht diese Möglichkeit, jederzeit zu verkaufen, würden sie Firmen ihr Kapital weniger gern zur Verfügung stellen.

Die Börse ist also nicht mehr als eine praktische Angelegenheit. Doch finden dort nicht selten quasireligiöse Vorgänge statt. Menschen wollen Teil von großen Erzählungen werden, unabhängig von den Gewinnchancen. Eine Gruppe von leidenschaftlichen Anhängern bildet sich, zugleich treten Gegner auf den Plan, denen es ebenfalls um viel mehr als nur Geld geht.

Bitcoin ist eine solche Erzählung, 2017 kochte sie hoch. Es geht um die Revolution des Geldes, um ein dezentrales Währungssystem, das ohne die Instanz von Staaten oder Notenbanken auskommt. Viele wollten Teil dieser Revolution sein. Mit Gier allein lässt sich die Verzwanzigfachung des Bitcoin-Preises im Jahr 2017 nicht erklären. Zugleich traten leidenschaftliche Bitcoin-Hasser wie Nouriel Roubini oder Peter Schiff auf, die ihrer Abneigung gegen Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im Besonderen in sozialen Medien regelmäßig Ausdruck verliehen. 2018 endete der Hype, der Bitcoin-Preis rasselte zunächst in die Tiefe.

»Vielleicht ergeht es Tesla wie Bitcoin: Der Kurs pendelt sich auf einem vernünftigen Niveau ein.«



Eine große Erzählung war auch das Internet, das in den Neunzigerjahren die Welt zu verändern begann. Bei diesem historischen Umbruch wollten viele Menschen dabei sein. Einige von ihnen haben viel Geld verloren, als die gehypten Firmen später pleitegingen. Wirecard war zumindest eine kleine Erzählung. Die Geschichte vom Start-up mit Anfängen in der Porno- und Glücksspielbranche, das zum DAX-Konzern emporstieg, gefiel vielen Anlegern. Wirecard war eine der beliebtesten deutschen Aktien, wie die Auswertung von Suchanfragen auf Internetplattformen zeigt. Das Ende war unschön.

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