176 Tote

Iran: Abschuss ukrainischer Maschine "menschlicher Fehler"

imago images/ITAR-TASS
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Das Radarsystem sei falsch ausgerichtet gewesen. Deswegen seien am 8. Jänner 176 Menschen durch eine iranische Rakete ums Leben gekommen.

Der Iran hat ein falsch ausgerichtetes Radarsystem seiner Flugabwehr für den Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs bei Teheran verantwortlich gemacht. Dieser "menschliche Fehler" habe zu dem versehentlichen Abschuss Anfang des Jahres geführt, teilte die zivile iranische Luftfahrtbehörde (CAO) am Samstag mit.

Bei dem Flugzeugabsturz am 8. Jänner wurden alle 176 Insassen getötet, bei einem Großteil der Passagiere handelte es sich um kanadische Staatsbürger. Der Behörde zufolge hielt sich das zuständige Personal nicht an das vorgegebene Ablaufprotokoll. Laut CAO wurde das Radar falsch ausgerichtet, dadurch sei ein "107-Grad-Fehler" im System verursacht worden. Dies habe "eine Kettenreaktion" ausgelöst, in deren Verlauf Minuten vor dem Abschuss noch weitere Fehler begangen worden seien, hieß es.

Das Video wurde kurz nach dem Flugzeug-Unglück der „New York Times“ zugespielt. Man erkennt bei genauem Hinsehen links unten über dem Gebäude im Vordergrund einen weißen Lichtpunkt, der schnell und geradlinig in den noch dunklen Himmel steigt und bei Sekunde eins explodiert. Der Lichtpunkt müsste die Düse der Rakete anzeigen. Etwa zehn Sekunden später ertönt ein Donnerschlag, was wegen der hier anzunehmenden Schallgeschwindigkeit auf eine Entfernung von rund dreieinhalb Kilometern vom Beobachter hinweist. Die Erschütterung löst, wie man hören kann, sogar Alarmanlagen (von Autos?) aus.

„Falsche Identifizierung"

Dem Bericht zufolge hätte das Personal auch trotz der falschen Radarausrichtung erkennen können, dass es sich um ein ziviles Flugzeug handelte, das nicht abgeschossen werden durfte. Dennoch sei es zu einer "falschen Identifizierung" gekommen.

Die Behörde gab weiter an, die erste von zwei Raketen sei abgefeuert worden, ohne dies durch das Koordinationszentrum autorisieren zu lassen. 30 Sekunden später sei dann das zweite Geschoss abgefeuert worden.

Nach tagelangem Leugnen hatten die iranischen Revolutionsgarden die Verantwortung übernommen und angegeben, die Passagiermaschine versehentlich abgeschossen zu haben. Der Iran hatte kurz vor dem Unglück mit Raketenangriffen auf US-Stützpunkte im Irak auf die Tötung des Generals Kassem Soleimani durch die USA geantwortet. Die iranische Raketenabwehr befand sich deshalb wegen möglicher Gegenangriffe in Alarmbereitschaft.

(APA/DPA/Red.)

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