WM-Start

Spielberg war für die Formel 1 ein voller Erfolg

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Für Sportdirektor Ross Brawn ist „das Fahrerlager der sicherste Ort der Welt“. Die Show läuft, neue GP sind fix – einen positiven Test erwartet er, fürchtet ihn jedoch nicht.

Ross Brawn hat in der Formel 1 alles erlebt. Der Brite war Technischer Direktor bei Benetton und an Michael Schumachers ersten Erfolgen mitbeteiligt. Der Ingenieur aus Manchester war Ferraris und Hondas Teamchef, 2009 führte der Technik-Tüftler und Aerodynamiker sein eigenes Team mit Jenson Button dank des „Doppeldiffusors“ zum WM-Sieg. Seine Auszeit genoss er vier Jahre lang als Fliegenfischer und Rosenzüchter, seit 2017 ist er Sportdirektor der Formel 1 und zieht dementsprechend die Fäden.

Spielberg stellte er nach dem WM-Start jedenfalls ein „Topzeugnis“ aus. Er sagt: „Österreich ist ein wunderbarer Ort, um die Saison zu beginnen. Das Fahrerlager hier ist der sicherste Ort der Welt.“

15 GP sind sehr realistisch

Nach zwei GP in Spielberg blickt seine Rennserie in die Zukunft. Gerüchte über Budapest, wonach Coronavergehen mit 15.000 Euro Strafe und sogar Haft geahndet werden könnten, kommentierte er nicht. Der Tross zieht jedoch definitiv weiter nach Ungarn, wo am nächsten Sonntag das dritte Saisonrennen gefahren wird. Dann folgen ein Silverstone-Doppel, Barcelona, Spa, Monza, Ferraris 1000. GP in Mugello, ein GP in Sotschi (vor Fans?). Zehn Events sind bereits fix. Über Portimão (1. Portugal-GP seit 1996), Imola und Hockenheim wird gesprochen. Rennen in China, Bahrain und Abu Dhabi werden folgen – es ist getrost davon auszugehen, dass bis Mitte Dezember und dem Saisonfinale 15 Rennen absolviert sind, um die TV-Gelder einzustreifen.

Brawn schien zufrieden, Organisator (Red Bull), Autosport-Weltverband FIA und das F1-Management hätten einen „sehr hohen Standard gesetzt“, angelehnt an eine Methodik, wie sie etwa in der deutschen Fußballbundesliga zum Einsatz kommt mit Isolation, Tests und Transporten. 8586 Tests seien gemacht worden, und alle lieferten negative Ergebnisse. Erfreulich, so der Brite, aber keineswegs Anlass, um fahrlässig zu werden.

„Klopfen wir auf Holz“

Es bleibt bei „großen und kleinen Blasen“, Vorfälle wie die Heimreisen von Valtteri Bottas oder Charles Leclerc – beide flogen jeweils zwischen beiden Österreich-Rennen im eigenen Privatjet heim nach Monte Carlo – sollten sich nicht häufen. In Ungarn sind sie sogar tunlichst zu unterlassen.

Rennen und geregelter Betrieb hätten ausnahmslos Vorrang vor privaten Befindlichkeiten. Angst vor einem positiven Coronatest habe er allerdings keine, Brawn betrachtet es besonnen: „Früher oder später werden die Tests ein positives Ergebnis zum Vorschein bringen. Aber wir hoffen, dann in der Lage zu sein, die Situation mit unseren Maßnahmen zu kontrollieren. Klopfen wir auf Holz, bislang ist alles gut gegangen.“

F1, keine Virenschleuder

Rekordquoten im TV (ORF über 600.000, 46 % Marktanteil), großes Social-Media-Echo und positive Antworten der Sponsoren; der F1-Auftakt war ein voller Erfolg. Das hilflos anmutende Gestotter rund um den eigentlichen Saisonstart in Melbourne ist vergessen, jetzt nimmt auch die Königsklasse des Motorsports die Krise ernst.

Doch auch in diesem Punkt wählte Brawn, der es begrüßte, dass Regeländerungen auf 2022 verschoben und Budgetgrenzen (135 Mio. Dollar pro Team) angenommen wurden, seinen Zugang. „Die Formel 1 ist ein Globetrotter, und wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass wir als Sport wahrgenommen werden, der Corona in der Welt verteilt. Die Länder, in die wir kommen, müssen sich weiterhin auf uns verlassen können, weil wir sichere Veranstaltungen bieten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2020)

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