Südkorea

Die Kontroverse um den Tod des Bürgermeisters von Seoul

Viele Bürger Seouls trauern um ihren verstorbenen Bürgermeister Park Won Soon.
Viele Bürger Seouls trauern um ihren verstorbenen Bürgermeister Park Won Soon.REUTERS
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Am Tag der groß angelegten Trauerfeier für Park Won Soon gibt es neue Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Die Polizei vermutet, dass der Bürgermeister Suizid begangen hat.

"Muss die Öffentlichkeit der fünftägigen Beerdigung eines
mächtigen Politikers beiwohnen, der sich wegen der Anschuldigungen
wegen sexueller Belästigung das Leben genommen hat?", heißt es in
einer Petition. "Was für eine Botschaft soll damit vermittelt werden?“ Der Todesfall des Bürgermeister der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wirft einige Fragen auf.  Trotz Protesten ist in Seoul das Begräbnis von
Bürgermeister Park Won Soon groß gefeiert worden. Rund 20.000
Menschen nahmen nach offiziellen Angaben am Montag an der Zeremonie
in der südkoreanischen Hauptstadt teil. Zuvor hatte die
Online-Petition rund 500.000 Unterschriften gegen die Veranstaltung
gesammelt.

Park war am Freitag tot aufgefunden worden, nachdem eine Anzeige gegen ihn eingegangen war, Medienberichten zufolge wegen sexueller Belästigung. Die Polizei geht von einem Suizid aus. Am Montag kamen weitere Details zu den Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen den einstigen Politiker ans Licht. Eine ehemalige Sekretärin im Bürgermeisteramt der südkoreanischen Hauptstadt hatte vor Parks Tod am Donnerstag Anzeige erstattet.

Neue Vorwürfe der Sekretärin

Ihre Anwältin sagte am Montag vor Journalisten, ihre Mandantin beschuldigte Park, sie vier Jahre lang regelmäßig bedrängt zu haben. Die Belästigungen hätten sich auch dann fortgesetzt, nachdem ihre Mandantin auf einen anderen Posten versetzt worden sei, wurde die Anwältin von südkoreanischen Sendern und der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.

Park habe ihre Mandantin unter anderem "durch körperlichen Kontakt und Aufforderungen, ihn zu umarmen, sexuell missbraucht". Auch habe er sie eingeladen, einem geheimen Chatroom auf der Plattform Telegram beizutreten, wo er obszöne Texte und Fotos von ihm gepostet habe.

Vertreterinnen von Frauengruppen riefen auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit der Anwältin die Strafverfolgungsbehörden dazu auf, dem Fall auf den Grund zu gehen. Es handle sich um einen typischen Fall von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und einer Demonstration von Macht. In einer von den Gruppen verlesenen Erklärung der früheren Sekretärin hieß es, sie habe sich verletzlich und machtlos gefühlt. Sie habe den Schutz durch das Gesetz gesucht.

Der 64-jährige Park war kurz nach Mitternacht am Freitag an einem Berg im Norden von Seoul tot aufgefunden worden. Am Donnerstag hatte seine Tochter eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Der frühere Menschenrechtsanwalt war seit Oktober 2011 Bürgermeister von Seoul.

So bekommen Sie Hilfe

Wer Selbstmordgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Nummer: 142.

www.suizid-praevention.gv.at

(APA/AFP/dpa)

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