Film-Doku

Der Glücklichste der Rolling Stones

Ron Wood
Ron Wood
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„Im Kopf bin ich noch immer 29“, sagt er: „Somebody Up There Likes Me“, ein nettes, nicht sonderlich aufregendes Porträt des Gitarristen Ron Wood.

Man darf sich Ron Wood als glücklichen Menschen vorstellen. Schon einmal, weil er 1975 geschafft hat, wovon Millionen Gitarristen weltweit geträumt haben, vielleicht immer noch träumen: Mitglied der Rolling Stones zu werden. Auch bei diesem Job hilft ihm seine zutiefst positive Lebenseinstellung, die er in einem der vielen Interviews in diesem Film auf den Punkt bringt: „Offensichtlich mag mich irgendjemand da oben.“ An anderer Stelle sagt er es weniger theistisch: „Ich war mein Leben lang in den Händen des Schicksals.“ Einem Rezept sei er jedenfalls treu geblieben: „Wenn du an eine Weggabelung kommst, nimm sie.“ Humor hat er nämlich auch.

Mick Jagger grimassiert

Kurz: Selbst wenn Ron Wood nicht bei den Stones gelandet wäre, wäre er wohl mit seinen 73 Jahren ein zufriedener Rentner, der einen Krebs gut überstanden hat, eine junge Frau hat, hobbymäßig Blues spielt, malt und auf seine Jugend in den wilden Sixties zurückblickt. Als solchen zeigt ihn diese Dokumentation in entsprechend gemächlichem Tempo. Bis ein anderer älterer Herr mit ebenso tiefen Furchen in den Wangen ins Bild kommt: Mick Jagger erklärt unter heftigem Einsatz seiner Mimik, warum Modern Jazz in London 1963 als cool galt. Was vielleicht nicht das aufregendste aller Themen ist. Aber man spürt die Energie, die diesen Mann noch immer treibt. Ein paar Minuten später sieht man ihn toben und singen, „When The Whip Comes Down“, einen vergleichsweise mediokren Stones-Song. Doch davor hat man ein zähes Stück der Faces („Stay With Me“) gehört, der netten Good-time-Band, bei denen Wood vor den Stones war: Der Unterschied in der Qualität und vor allem in der Intensität ist gewaltig.

Entsprechend ist die Szene, in der geschildert wird, wie es einst zu Woods Berufung kam, die aufregendste des Films – in ihr wagt Regisseur Mike Figgis sogar ein paar schnellere Schnitte.

Keith Richards sinniert

Der dritte hohlwangige Herr im Bunde, Keith Richards, sinniert über herzliche Raufereien mit Wood und darüber, wie sich die beiden Gitarren bei den Rolling Stones magisch verweben. Zwei dankbare Themen, doch sie sind in anderen Dokus schon besser bearbeitet worden, vor allem von Rudi Dolezal und Hannes Rossacher. Bei diesen österreichischen Filmemachern möchte man sich überhaupt einmal dafür entschuldigen, dass man sie nie genug gelobt hat.

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