Die Corona-Krise fördert die Leidenschaft für die Natur, je einschichtiger und romantischer, desto besser: Über den Ruf der Berge in der Kunst – samt einigen Buch-, Film- und Musikempfehlungen.
„Ist der Herr ein Doktor?“ Mit diesen Worten wandte sich die 18-jährige Aurelia Cronich, Tochter der Pächterin des Otto-Hauses auf der Rax, 1893 an den begeisterten Wanderer Sigmund Freud, der in Reichenau Urlaub machte. Als „Fall Katharina“ ging Cronich, die Freud von ihren Ängsten erzählte, in die Geschichte der Psychoanalyse ein. Aufstiegshilfen, Technik, Seilbahnen machten im 19. Jahrhundert die Berge verstärkt zugänglich, das E-Bike ist auf diesem Gebiet der letzte Schrei, doch bleibt diese Neuerung ambivalent wie überhaupt der Drang des Menschen zum Gipfelsturm. Wanderer, ob Zivilisationsflüchtling, rüstiger Senior oder junger Abenteurer, können oft die Gefahren nicht einschätzen. In entlegenen Gegenden funktioniert das Handy nicht. Und manchmal ist es die Natur selbst, die arglose Touristen, aber auch erfahrene Trekker überwältigt wie jüngst bei einem Felssturz in der steirischen Bärenschützklamm.
„Heidi“ und die heilende Natur
Dennoch: Viele nehmen die Liebe zur Natur bereits in der Jugend und oft unbewusst auf. Weniger bei den beim Nachwuchs zunächst oft unbeliebten Familienwanderungen als virtuell: „Heidi, deine Welt sind die Berge!“ In diesem Kinderbuch-Klassiker der Schweizerin Johanna Spyri (1827-1901) wird die Heilkraft der Natur und des Naturkindes Heidi geschildert: Stadtkind Klara erholt sich auf der Alm so gut, dass sie ihren Rollstuhl verlassen kann. Heidi hingegen verzweifelt über den Drill in der Stadt, vor Heimweh beginnt sie zu schlafwandeln.