Nach Felssturz: In die Alpen besser nur noch virtuell?

SALZBURG: 13-JAeHRIGER DURCH FELSSTURZ VOR EISRIESENWELT IM PONGAU GETOeTET
SALZBURG: 13-JAeHRIGER DURCH FELSSTURZ VOR EISRIESENWELT IM PONGAU GETOeTETAPA/FRANZ NEUMAYR
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Vier Tote: Experten warnen nach den jüngsten Steinschlägen vor den Gefahren des Gebirges.

Vier Tote durch Steinschlag innerhalb von vier Tagen, zuletzt erst am Sonntag ein 14-Jähriger beim Zugang zur Eisriesenwelt in Werfen, eine schwer Verletzte in der Kärntner Tscheppaschlucht: Ist das Zufall? Hat das mit dem Klimawandel zu tun?

Fragen, auf die eine rasche Antwort rasch falsch sein kann. Denn in beiden Fällen, in der steirischen Bärenschutzklamm und in der Pongauer Gemeinde, ist der Steinschlag nicht durch auftauende Permafrostböden bedingt. Aber das Wasser spielt laut übereinstimmenden Aussagen von Geologen eine entscheidende Rolle; genauer: das Wasser der zuletzt besonders starken Regenfälle in den betroffenen Gebieten. Und deren Häufung (das vermehrte Beobachten extremer Wetterereignisse) wird wiederum mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht.

Regen löst Steine

So sagt Robert Supper, Vizerektor der Geologischen Bundesanstalt in Wien, ausdrücklich, dass vorangegangene Starkregenfälle ausschlaggebend für die Fälle gewesen seien: „Der Regen löst die Steine in den Fugen.“ Das Fallen von Felsen oder Steinen in die Tiefe sei daher vorhersehbar. Der Geologe Supper weiter: „Hundertprozentige Sicherheit lässt sich nicht herstellen. Auch Touristen müssen akzeptieren können, dass es ein Restrisiko gibt.“ Und er gibt einen unvermuteten Tipp. Wer nicht bereit sei, dieses Risiko einzugehen, könne alpine Attraktionen in der heutigen Zeit auch virtuell besichtigen.

Für Wanderer und Bergsteiger bestehe im alpinen Gelände, speziell in hochgefährdeten Zonen, nach anhaltenden Niederschlägen, „immer ein gewisses Risiko, dass etwas abgeht“.

Die Presse

Dieses Risiko lasse sich mit baulichen Maßnahmen, die vor Lawinen, Muren oder Steinschlag schützen, minimieren. Aber selbst bei umfangreichen Verbauungen wie beim Zustieg zur Eisriesenwelt im Tennengebirge, die größte Eishöhle der Welt, bleibe ein Gefährdungspotenzial bestehen. Dessen müsse sich jeder, der im Gebirge unterwegs ist, bewusst sein - auch, wenn es sich dabei um einen vermeintlich sicheren touristischen Hotspot handelt, betonte Supper. Man könne simulieren, wo sich im Gelände Gestein lösen könnte und Verbauungen errichten. Ein ganzer Berg verbauen lasse sich nicht.

Längere Sperre möglich

Am Tag eins nach dem tödlichen Steinschlag bei Werfen ist nicht abschätzbar, wie lange die Sperre des beliebten Ausflugsziels dauern wird. Die Eishöhle und der Zustieg dürfen seit dem Unfall nicht betreten werden. Die Alpinpolizei hat die Ermittlungen zum genauen Unfallhergang aufgenommen, außerdem werden die Sicherungseinrichtungen überprüft.
Wie Bürgermeister Hubert Stock erklärte, sollen Geologen mögliche weitere Gefahrenstellen finden. Zugleich werde erhoben, ob und welche zusätzlichen Maßnahmen notwendig sind, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Die Eisriesenwelt werde aufgefordert, ein Konzept zu erstellen. Erst dann könne der Betrieb wieder geöffnet werden.

Derzeit ist der Weg von der Bergstation zum Höhleneingang teilweise mit Schutzgalerien aus Beton gesichert. Seilbahn-Betriebschef Michael Rieder meint, es könnte möglicherweise darauf hinauslaufen, die Schutzgalerie zu erweitern oder Schutznetze zu installieren.

(red./APA)

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