Déjà-vu

Ruf nach Zensur: Die Kontrolle der Sprache als Anti-Aufklärung

Peter Kufner
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Wenn der Sprachgebrauch auf „falsche“ und „richtige“ Inhalte ausgedehnt wird, wird er zur Gefahr für die Meinungsfreiheit.

„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.
François-Marie Arouet, alias Voltaire

Die grotesken Auswüchse der politischen Korrektheit und die sich rasch ausbreitende Etikette der gendergerechten, barrierefreien, ethno-sensiblen, geschichtsbewussten, klimaneutralen, generationenkorrekten, religionsbefreiten, ideologiebereinigten, ressourcenschonenden und was-sonst-noch-streichelweichen und klinisch sauberen Nihilistensprache sind zwar für sich genommen kabarettreif, aber von unfreiwilliger Komik allein werden wir nicht satt“, schrieb Kollege Ernst Sittinger in der „Kleinen Zeitung“.

Jemand, der als Politikwissenschaftler und „Antirassismus-Trainer“ (was immer das sein mag) vorgestellt wird, schrieb kürzlich in einem Zeitungskommentar ganz unverblümt: „Die Gefahr für die Meinungsfreiheit kommt von rechts“. Das ist wenigstens eine klare Weltsicht.

Auf Deutsch bedeutet sie: Es gibt Meinungen, die gut und richtig sind und die geäußert werden dürfen – und das sind linke und politisch korrekte. Das, was Ernst Sittinger, ehemals innenpolitischer Redakteur der „Presse“, als beißende Satire formuliert hat, ist also bitterer Ernst.

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In den USA bekommen Universitätsprofessoren von Studenten immer öfter zu hören: „I feel offended.“ Nicht, dass der Professor sie etwa persönlich beleidigt hätte. Nein, er hat nur eine Meinung vertreten, die ihnen nicht passt oder eine Information gegeben, die sie nicht hören wollen. Sie reagieren darauf aber nicht mit einer Gegenmeinung oder mit einer Frage, woraus sich ein intellektueller Diskurs und am Ende ein Zuwachs an Erkenntnis ergeben könnte, sondern mit Moral. Es heißt dann nicht: „Was Sie sagen, stimmt nicht“, sondern: „Sie dürfen das nicht sagen!“

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