Raumfahrt

Emirate verschieben Startschuss für das Rennen zum Roten Planeten

APA/AFP/GIUSEPPE CACACE
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Mit der Mission "Hoffnung" wollen die Vereinigten Arabischen Emirate zum ersten Mal zum fliegen. Schlechte Wetterbedingungen verhindern den geplanten Start.

Der Name "Al-Amal", zu Deutsch Hoffnung, ist bezeichnend für die Mars-Mission, die die Vereinigten Arabischen Emirate in der Nacht auf Mittwoch starten wollen. Nachdem das Land erst im Oktober erstmals einen Astronauten ins All geschickt hat, will es nun mit der Al-Amal-Sonde den fernen Roten Planeten erforschen.

Angesichts der derzeit günstigen Bedingungen soll das nicht der
einzige Start einer Mars-Mission im Juli sein: Auch die Weltmächte
China und USA haben entsprechende Pläne. Dabei geht es auch um den
Wettlauf, dereinst Menschen dorthin zu bringen.

Siedlung am Mars bis 2117

Ursprünglich sollte die Sonde der Emirate am Mittwoch vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima starten und im Februar eine Umlaufbahn des Mars erreichen. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen verschoben die Emirate den Start Dienstagfrüh allerdings auf einen späteren Zeitpunkt im Juli. Einmal gestartet, soll die Sonde ein umfassendes Bild der Marsatmosphäre und der meteorologischen Dynamik des Planeten liefern. Außerdem wird die Mission als Vorstufe für ein weitaus ehrgeizigeres Ziel der Emirate
präsentiert: Die Errichtung einer Siedlung auf dem Mars bis etwa zum
Jahr 2117.

Mit "Al-Amal" will das arabische Land in einen exklusiven Club
aufgenommen werden: Bisher gelangen nur den USA, Indien, der
früheren Sowjetunion und der Europäischen Weltraumagentur (ESA)
Missionen mit Mars-Sonden. Die Emirate stecken immer mehr von ihren
Erdöleinnahmen in neue Technologien und konnten auf diese Weise auch
ein erfolgreiches Satellitenprogramm starten.

"Die Vereinigten Arabischen Emirate haben verstanden, dass die
Raumfahrt sehr wichtig für ihre Entwicklung und ihre Dauerhaftigkeit
ist", sagte der Leiter ihrer Raumfahrtbehörde, Mohammed al-Ahbabi.
"Das ist eine Brücke in die Zukunft." Die 33-jährige
Technologieministerin und Ko-Chefin der Mission, Sarah al-Amiri,
sagte, es gehe um "eine Botschaft der Hoffnung für die Region".

Chin und USA starten ebenfalls heuer

Doch außer auf "Al-Amal" richten sich die Blicke von
Raumfahrt-Experten im Juli auch auf "Tianwen-1" und "Mars 2020".
Auch China und die USA wollen davon profitieren, dass die Entfernung
zwischen Erde und Mars mit rund 55 Millionen Kilometern derzeit am
geringsten ist. So nah kommt der Rote Planet der Erde nur alle 26
Monate.

China will seinen kleinen ferngesteuerten Mars-Rover zwischen dem
20. und 25. Juli auf die rund sechsmonatige Reise schicken und damit
erstmals den Mars erreichen. Sein Name "Tianwen" bedeutet "Fragen an
den Himmel".

Das ehrgeizigste Vorhaben verfolgt die US-Weltraumbehörde NASA.
Ihr Rover soll ein ganzes Mars-Jahr, also rund 690 Tage auf Erden,
dort verbringen und trägt daher den Namen "Perseverance" - zu
Deutsch "Ausdauer". Durch das Sammeln von Gesteins- und Bodenproben
im bisher unerforschten Jezero-Krater soll er Rückschlüsse auf
Lebensformen ermöglichen, die es womöglich früher auf dem Mars gab.
Die Rakete mit dem Rover soll frühestens am 30. Juli von Cape
Canaveral aus starten.

Russland und Europa verschieben ihre Mission

Der Mars weckt unter anderem deshalb so viel Interesse, weil vor
einigen Jahren nachgewiesen wurde, dass einst Wasser - der Ursprung
des Lebens - auf seiner Oberfläche floss.

Abgesehen von der Erde sei der Mars "der einzige Planet, bei dem
wir Anzeichen früheren Lebens finden konnten", sagt der Astrobiologe
der französischen Weltraumbehörde CNES, Michel Viso. "Und je mehr
wir darüber lernen, desto mehr Hoffnung gibt es." Bei der
Erforschung des Mars habe es den Anschein, "dass gerade etwas
Aufregendes passiert und die Menschen wollen ein Teil davon sein."

Die russisch-europäische Mission "ExoMars" wurde allerdings wegen
technischer Schwierigkeiten und der Corona-Pandemie von diesem
Sommer auf das Jahr 2022 verschoben. Auch Indien bereitet eine
weitere Mars-Mission vor, Japan will 2024 eine Sonde zum Mars-Mond
Phobos schicken.

Das Fernziel seien aber bemannte Missionen zum Roten Planeten,
sagt Viso. "Das stellt die 'ultimative Grenze' der Erkundung des
Weltraums dar."

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