Führungsfehler

Homeschooling

Kolumne. Es gäbe noch viele „Führungsfehler“ aus der Schulwelt zu berichten. Die anderen heben wir uns für September auf.

Vier Kinder, das war schon in der früheren Normalität eine Herausforderung. Als Corona kam, musste der Mann um seinen Job kämpfen. Die Frau, deren Halbtagsbeschäftigung nur das Zubrot war, übernahm das Homeschooling der Kids. Die waren zwischen drei und 13 Jahre alt.

Der Älteste kämpfte schon vor der Pubertät mit einer Konzentrationsschwäche.
Die Zweite hatte eine Gefährdung in Mathe, welches sie hasste.
Bei der Dritten ging es um den Aufstieg ins Gymnasium.
Und das vierte, der kleine Nachzügler, war im Trotzalter.

Jeden Morgen checkte die Mutter die Arbeitsaufträge von 24 Lehrern, die über vier Kanäle eintrudelten, und teilte die Kinder ein: „Du machst jetzt das Deutsch-Arbeitsblatt, mit dir lerne ich eine Stunde Mathe, du büffelst die EU-Staaten und ihre Hauptstädte und du spielst bitte in deiner Ecke." Nach einer Stunde wurde gewechselt.

Bald tat sich ein Problemgebiet auf: Russisch. Die Zweite hatte es als Wahlfach. Niemand außer ihr konnte Kyrillisch lesen, niemand verstand die täglichen Arbeitsaufträge: Hörproben, Videos, Schreibtests, Leseaufgaben. „Warum so viel Aufwand für ein Wahlfach?“, fragte die Mutter die Lehrerin. Die fühlte sich in ihrer Wertigkeit bedroht und korrigierte die Tochter fortan besonders streng. Am Ende nahm Russisch den halben Tag ein.

Im Zeugnis der Tochter stand dann eine Vier, die schlechteste Note in der Klasse.

In Mathe ist sie leider durchgefallen.

Einmal mehr eine Verneigung vor allen berufstätigen Müttern. Ihr habt in den vergangenen Monaten schier Übermenschliches zustande gebracht. Danke dafür!

Das Leben. Unendliche Möglichkeiten für Führungs- und andere Fehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen und Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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