Quergeschrieben

Plötzlich sorgen sich auch Linke um die Meinungsfreiheit

Die revolutionäre „Löschkultur“ stellt die Fundamente unserer Zivilisation infrage. Dagegen setzen sich zum ersten Mal auch linke Intellektuelle zur Wehr.

Konservative Kritik an der stetigen Verengung des Meinungskorridors wird gewöhnlich als lächerlich abgetan. Allein, dass sie geäußert werde, lautet der grenzwertige Einwand, beweise ja, dass Meinungsfreiheit herrsche. Zum ersten Mal kommt nun aber die gleiche Kritik von links. Getreu berichteten fast alle Zeitungen über den offenen Brief von mehr als 150 amerikanischen und europäischen Intellektuellen, die eine „Atmosphäre der Zensur“ und der „Intoleranz gegenüber Andersdenkenden“ beklagen.

Die Initiative dazu kam vom afroamerikanischen Autor Thomas Chatterton Williams. Gegenüber der „New York Times“ verwehrte sich Chatterton Williams gegen die Unterstellung, es meldete sich doch nur wieder „ein Haufen alter weißer Männer“ zu Wort. Unter den Unterzeichnern, sagte er, gebe es „viele schwarze, muslimische und jüdische Denker, Menschen, die trans sind, schwul, alt, jung, rechts und links.“

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Zwar fehlt in dem Brief nicht die obligatorische Verdammung Donald Trumps und der „Kräfte des Illiberalismus“, dann aber geht es zur Sache: „Während wir dies von der radikalen Rechten nicht anders erwarten, breitet sich auch in unserer Kultur zunehmend eine Atmosphäre der Zensur aus: Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, öffentliche Anprangerung und Ausgrenzung sowie die Tendenz, komplexe politische Fragen in moralische Gewissheiten zu überführen.“

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