Arnold Schwarzenegger hält an der Todesstrafe fest – und verachtet damit unsere Werteordnung. Ihn zu hofieren zeugt von Doppelmoral.
Ein Virus hat uns gelehrt, auf das Händeschütteln zu verzichten. Ich vermisse es, denn am Händedruck konnte man spüren, mit wem man es zu tun hat. Manchen gibt man gern die Hand, anderen weniger. Aber eigentlich will ich eine Geschichte erzählen: die vom Tod zweier Mörder. Einer war nach 23 Jahren in der Todeszelle alt geworden, halb blind und saß im Rollstuhl. Eine Gefahr stellte er wohl nicht mehr dar. Man tötete ihn mit zwei Giftspritzen. Komplizierter war die Hinrichtung eines anderen. Er lag nach 24 Jahren in der Todeszelle angeschnallt auf einer Art Operationstisch und suchte mit den Augen nach Familienangehörigen. In den Jahren der Haft hatte er Kinderbücher mitverfasst und davor gewarnt, Verbrechen zu begehen. Es dauerte 20 Minuten, bis man für die Giftspritze eine Vene gefunden hatte.
Schauspieler und Bürgerrechtsaktivisten waren vergeblich für seine Begnadigung eingetreten. Der Gouverneur hatte sie abgelehnt. Dieser kam aus Österreich und hieß Schwarzenegger. Ich erinnerte mich daran, als ich seine Glückwünsche zur jüngsten Regierungsbildung las. „Lieber Sebastian“, lautete die Anrede, und, an den Vizekanzler: „Lieber Werner“. Hatte nicht ein anderer Grüner, Peter Pilz, einst gemeint: Wer die Todesstrafe befürworte, „zeige exemplarisch, dass er die Grundwerte der österreichischen Gesellschaft verachte“?
Die Einstellung zur Todesstrafe ist ein Lackmustest. Leopold II. schaffte sie 1786 in der Toskana ab, der Katechismus der katholischen Kirche nennt sie unzulässig, und selbst in Putins Russland existiert seit 1999 ein Hinrichtungsstopp. Schwarzenegger aber hatte noch 2013, nach den Anschlägen auf den Boston Marathon, in einem CNN-Interview gesagt: „I believe in the death penalty.“ Doch das war in den USA und nicht beim Hahnenkammrennen.