Die K-Frage

Söder und Merkel: Das Rendezvous der deutschen Krisengewinner

Merkel und Söder
Merkel und Söder (c) imago images/Sammy Minkoff (Minkoff via www.imago-images.de)
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Markus Söder empfing die Kanzlerin vor prachtvoller Schlosskulisse. Die große mediale Inszenierung nährt Spekulationen: Schielt der Bayer auf Merkels Erbe?

Berlin. Lang vor der Erfindung von Coronaregeln hat Bayerns Ministerpräsident, Markus Söder, schon Abstand gehalten. Und zwar zu Angela Merkel (CDU). „Zu meiner Abschlusskundgebung kommt keine Bundeskanzlerin, sondern ein Bundeskanzler“, kündigte er 2018 an. Sebastian Kurz sollte der CSU im Wahlkampffinale helfen, Merkel bitte nicht. Man kann das schon eine Demütigung nennen.
Zwei Jahre später gibt sich CSU-Chef Söder morgens aufgeregt. Heute sei ein „großer Tag“, twittert der Franke in die Welt hinaus. „Die Bundeskanzlerin ist zu Gast in Bayern.“ „Angela“ und „Markus“, man duzt sich, setzen gemeinsam mit dem Dampfer über auf die Herreninsel. Sie fahren in der Kutsche zum Schloss Herrenchiemsee, wo sie im golden schimmernden Spiegelsaal konferieren. Selbst das Wetter spielt mit. Der Himmel trägt die weiß-blauen Landesfarben Bayerns. Das gibt schöne Bilder. Viele schöne Bilder.

Merkel und der „Kronprinz“

Derselbe Söder, der die Kanzlerin 2018 gemieden hat, hat sie nun also eingeladen, an der bayrischen Kabinettssitzung teilzunehmen, und dazu das Treffen auf die Herreninsel verlegt. Nie zuvor tagte hier das Kabinett. Und nie zuvor tauchte am bayrischen Regierungstisch ein Kanzler auf – nicht Adenauer, nicht Brandt, nicht Kohl. Für den Boulevard ist das ein gefundenes Fressen. Merkel und ihr „Kronprinz“ im Schloss: So oder so ähnlich lauten im Vorfeld die Schlagzeilen. Aufgeregt wurde das Programm abgedruckt. Als würde Merkel hier Söder zum Nachfolger krönen, so wie sie 2002 als CDU-Chefin dem Bayer Edmund Stoiber bei einem Besuch die Kanzlerkandidatur der Union geschenkt hat.
Zweifellos schipperten am Dienstag zwei Gewinner der Coronakrise über den Chiemsee. Merkel thront an der Spitze der Politiker-Ranglisten. Auf Platz zwei folgt, höchst ungewöhnlich, ein Bayer, nämlich Söder. Während der 53-Jährige die Kanzlerin am Dienstag hofiert, läuft über die Agenturen eine Umfrage: Eine absolute Mehrheit der Deutschen will Söder als Kanzlerkandidaten. Er hat alle Bewerber für den CDU-Vorsitz abgehängt. Das kann sich noch ändern. Aber solang Söder im Umfragehoch schwebt, so lang werden die Gerüchte um seine Kanzlerkandidatur anhalten. Egal wie oft der 53-Jährige betont: „Mein Platz ist in Bayern.“ Und natürlich wurde auch spekuliert, ob Söder die Bilder mit Merkel und Schloss für seine Kanzler-Bewerbungsmappe brauchen könnte.

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