Die Phase der Betroffenheit nach der tödlichen Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg ist vorbei – nun versuchen die verschiedenen Akteure, sich die Verantwortung für den Tod von 21 Menschen zuzuschieben.
Duisburg (ag., red). Die Phase der Betroffenheit nach der tödlichen Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg ist vorbei – nun versuchen die verschiedenen Akteure, sich die Verantwortung für den Tod von 21 Menschen zuzuschieben: Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller beschuldigte die Polizei, alle Zugangsschleusen geöffnet zu haben. Deshalb sei auf einmal eine große Menschenmasse unkontrolliert und ungebremst in den Tunnel gelangt, der das Nadelöhr des Zugangs zum Festgelände bildete.
Nun steht also die Polizei selbst unter Beschuss, die in den vergangenen Tagen vor allem geklagt hat, ihre Sicherheitsbedenken im Vorfeld der Veranstaltung seien ignoriert worden. „Natürlich möchte Herr Schaller seine Haut retten. Wenn es Zeugen dafür gibt, können diese nur bestätigen, dass Schleusen geöffnet wurden, aber nicht warum. Die Ermittlungen müssen ergeben, ob das nicht vielleicht sogar auf Wunsch der Veranstalter geschah“, wehrt sich die Polizei gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk. Und gibt damit immerhin zu, dass die Schleusen tatsächlich geöffnet wurden.
Bürgermeister im Zwielicht
Immer mehr ins Zwielicht rückt derweil Bürgermeister Adolf Sauerland: Wie die „Kölnische Rundschau“ berichtet, soll er die endgültige Genehmigung erst am Veranstaltungstag um neun Uhr morgens erteilt haben. Noch am Freitag seien erneut Sicherheitsbedenken vorgebracht worden. Am Samstag sei den Verantwortlichen dann keine Wahl mehr geblieben, als ihr Einverständnis zu geben, zitiert die Zeitung einen Gewährsmann, der in die Organisation eingebunden war: Schließlich seien tausende Menschen schon auf der Anreise gewesen. Bürgermeister Sauerland will von etwaigen Sicherheitsbedenken übrigens nichts gehört haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2010)