Geschichte

Wie Asiaten die Macht im alten Ägypten übernahmen

Stylized female figurines Cairo Museum Egypt Late XIII Dynasty XVII Dynasty Hyksos Period Second
Stylized female figurines Cairo Museum Egypt Late XIII Dynasty XVII Dynasty Hyksos Period Second(c) imago/United Archives International (imago stock&people)
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Sie ritten Pferde und lenkten Streitwagen, sie hatten Kontakte nach Mesopotamien und verehrten eine Form des Baal. Aber wie schafften es die Hyksos, über ein Jahrhundert in Ägypten zu regieren? Offenbar waren sie vor ihrer Machtübernahme schon länger dort.

Es ist – vielleicht neben der Herrschaft des monotheistischen Ketzerkönigs Echnaton – die dunkelste Periode der altägyptischen Geschichte: die erste Fremdherrschaft im Land. Von 1638 bis 1530 v. Chr. regierten die Hyksos, sie stellten die 15. und 16. Dynastie. Der Name, unter dem wir sie kennen, ist die griechische Wiedergabe des ägyptischen „heqa chasut“, Herrscher der Fremdländer. Ihre Hauptstadt war Avaris im Nildelta, dort verehrten sie einen Gott, den die Ägypter bald mit ihrem Gott Seth gleichsetzten, dem Mörder seines Bruders Osiris, einem Zerstörer und Verfechter des Chaos.

Dieser Gott der Hyksos war eine Form des in der Levante verehrten Gottes Baal, den wir aus der Bibel kennen, weil die Israeliten seinetwegen ihrem Jahwe oft untreu wurden. Das würde der Interpretation des römisch-jüdischen Historikers Flavius Josephus (im ersten Jahrhundert n. Chr.) nicht widersprechen: Er identifizierte die Hyksos mit den Israeliten, ihre Vertreibung aus Ägypten mit dem biblischen Exodus.

Das ist ziemlich sicher unhistorisch, wohl aber könnte die biblische Erzählung vom Israeliten Joseph, der zum hohen Politiker in Ägypten wurde, von der realen Geschichte inspiriert sein, die der Ägyptologe Jan Assmann in „Exodus“ so beschreibt: Unter den Hyksos verstehe man „nicht nur die Führer, sondern auch die ganze Gruppe von Einwanderern, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts v. Chr. von Nordosten her in Ägypten eindrangen und sich im Delta ansiedelten, wohl unter dem Druck einer Wanderungswelle indogermanischer Reitervölker.“

Skarabäus mit dem Namen des Hyksos-Königs Chajan (15. Dynastie, ca. 1620 bis 1581 v. Chr.) 
Skarabäus mit dem Namen des Hyksos-Königs Chajan (15. Dynastie, ca. 1620 bis 1581 v. Chr.) (c) imago/Artokoloro (Artokoloro)

Was weiß man wirklich über die Hyksos? Für die späteren ägyptischen Geschichtsschreiber standen sie für Unordnung und Chaos. Der Priester Manetho, auf den sich Flavius Josephus berief, prägte das Narrativ von den gewalttätigen Invasoren aus dem Norden, das auch Assmann übernimmt, wenn er vom „Eindringen“ der Hyksos in Ägypten schreibt. Tatsächlich stammten diese aus der nördlichen Levante, sprachen eine westsemitische Sprache, hatten Beziehungen zu Mesopotamien. Dafür spricht eine Tafel, die im ehemaligen Palastbrunnen in Avaris gefunden wurde, auf ihr steht in Keilschrift das babylonische Wort „anok“, ich.

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