Quergeschrieben

Wie man vor Parallelgesellschaften warnt – und selbst solche schafft

Die Coronakrise hat uns auseinanderdriften lassen. Die Integrationsministerin hat wenig Fingerspitzengefühl gezeigt, um bei der Überwindung der Klüfte zu helfen.

Während Schulen und Lokale im ganzen Land geschlossen sind, findet in einem Wiener Szenelokal eine private Geburtstagsfeier mit 21 Menschen statt, bei der Drogen konsumiert werden. Während strenge Ausgangsbeschränkungen gelten und Menschen dafür bestraft werden, dass sie auf einer Parkbank sitzen, wird der Bundeskanzler in Vorarlberg von jubelnden Fans umringt; Konsequenzen gibt es keine.

Während sich Unterstützungszahlungen aus den Corona-Härtefallfonds verzögern, weil die Antragsteller das Einreichen einzelner Dokumente vergessen haben, behauptet ein früherer Kanzleramtsminister, sich nicht mehr erinnern zu können, ob er in seiner Amtszeit einen Laptop besaß; Fotos aus jener Zeit zeigen ihn bei der Benutzung eines solchen.

Kein Wunder also, dass in einer aktuellen, repräsentativen Umfrage des österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) 70 Prozent der 1000 Befragten angeben, es gebe hierzulande Parallelgesellschaften. Die Coronakrise hat schließlich gezeigt, dass unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen nach eigenen Regeln und Werten leben.

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Weitere Beispiele: An den einen zog die Zeit des Lockdown beinahe spurlos vorbei; ihre größten Sorgen galten der schlechten Internetverbindung bei der Online-Yoga-Stunde und dem unbrauchbaren Bananenbrot-Rezept. Die anderen trieb die Pandemie an den Rand ihrer Existenz. Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, Homeschooling, Platzmangel, Sorge um Angehörige. Nun, da die erste Etappe des Corona-Marathons überwunden scheint, steht jede Menge Arbeit an, um diese Gruppen, die zuletzt auseinanderdrifteten, wieder zusammenzuführen.

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