Scherzanruf

Polens Präsident Duda ging russischen Komikern (fast) auf den Leim

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Das Staatsoberhaupt plauderte wenige Tage nach der Wiederwahl mit einem „falschen" UN-Generalsekretär. Der fragte ihn unter anderem über Genderthemen und etwaige Gebietsansprüche an die Ukraine aus.

Wenige Tage nach seiner Wiederwahl ist der polnische Präsident Andrzej Duda in einem Telefonat von russischen Komikern hereingelegt worden. Das Duo gaukelte Duda in dem auf YouTube veröffentlichten Gespräch vor, er spreche mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres.

Ein Sprecher der Präsidialverwaltung in Warschau bestätigte am Mittwoch laut Nachrichtenagentur PAP die Authentizität des Gesprächs. Die Anrufer seien von der Vertretung Polens bei der UNO verifiziert worden. Hinter der Aktion stecken demnach die Komiker Wowan (Wladimir Kusnezow) und Lexus (Alexej Stoljarow). "Im Laufe des Gesprächs wurde mir klar, dass da etwas nicht stimmt", schrieb Duda indes am Mittwoch auf Twitter.

In dem Gespräch gratulierte der falsche UN-Generalsekretär Duda zum Wahlsieg. Dann wird es brisant: Der Anrufer behauptet, der ehemalige EU-Ratspräsident und frühere polnische Regierungschef Donald Tusk habe sich in einem Telefonat mit ihm besorgt über die Situation von Homosexuellen, Bisexuellen und Trans-Menschen in Polen geäußert. "Ist er vielleicht auch einer von ihnen?", suggeriert der falsche Guterres.

Doch Duda (48) tritt nicht in die Falle. Er lacht nur und sagt: "Er (Tusk) mag mich nicht." Im Wahlkampf hatte Duda Stimmung gegen sexuelle Minderheiten gemacht.

Auch einer weiteren Provokation des Komiker-Duos geht das polnische Staatsoberhaupt aus dem Weg. Der Anrufer fragt, ob Polen nicht seine früheren Ostgebiete auf dem heutigen Territorium der Ukraine wiederhaben wolle, beispielsweise die Stadt Lwiw (Lemberg). "Nein, das ist die Ukraine!", antwortet Duda, und erklärt in holprigem Englisch, dass es in Polen keine politische Debatte zu Gebietsansprüchen gebe.

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Wowan und Lexus, beide sind Anfang 30, legten mehrfach Prominente herein, darunter Prinz Harry, Boris Johnson als damaliger britischer Außenminister, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

„Mediale Werkzeuge des Kremls"

Die beiden Russen geben sich zwar als unabhängige Spaßvögel. Seit langem hält sich aber der Verdacht, dass sie etwa über den kremlnahen Fernsehsender NTW, für den sie lange arbeiteten, Kontakte in die russischen Machtstrukturen haben, um so auch an öffentlich nicht zugängliche Telefonnummern zu kommen. Überdies spielt bei vielen Scherzen die Ukraine eine Rolle. In einem Kommentar der britischen BBC wurden die Scherzbolde schon einmal als „mediale Werkzeuge des Kremls" bezeichnet.

Vertreter von Polens größtem Oppositionsbündnis „Bürgerkoalition" forderten eine Untersuchung des Vorfalls. Es müsse geklärt werden, warum die Geheimdienste nicht verhindert hätten, dass Duda ein solches Telefongespräch überhaupt annimmt.

(APA/DPA/wg)

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