Katastrophal gefühlsgesteuert fand ihn Fürst Metternich: Papst Pius IX. als Kirchenfürst.
Religion

Der Papst, der sich für die Kirche hielt

Im Buch „Der Unfehlbare“ zeigt der Kirchenhistoriker Hubert Wolf, wie eine konservative Revolution im 19. Jahrhundert unter einem schwachen Papst katholische Traditionen „erfand“ – auf die sich heutige Traditionalisten berufen.

„Io, io sono la tradizione, io, io sono la Chiesa!“ So soll Papst Pius IX. an einem Sommertag des Jahres 1871 bei einer Privataudienz seinen Gesprächspartner angeschrien haben. „Ich, ich bin die Tradition, ich, ich bin die Kirche!“ Das war im dritten Jahr des Ersten Vatikanischen Konzils, und der herbeizitierte Besucher war Filippo Maria Kardinal Guidi. In einer Konzilsdiskussion über die Einführung des Dogmas zur Unfehlbarkeit des Papstes hatte der Kardinal darauf beharrt, dass der Papst nicht allein Glaubenssätze definieren könne.

Ein von (weichen) Gefühlen und dem Wunsch nach Bestätigung geleiteter, unter dem Einfluss seiner Berater schwankender und zum Mystizismus neigender Papst: So porträtiert der deutsche Kirchenhistoriker Hubert Wolf in seinem neuen Buch den italienischen Grafensohn Giovanni Maria Mastai-Ferretti, der zwei Jahre vor der Revolution von 1848 Papst Pius IX. wurde. Unter ihm wurde das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens verkündet, unter ihm fand auch das Erste Vatikanische Konzil statt, das den Primat des Papstes und das Unfehlbarkeitsdogma festschrieb. Pius IX. war es auch, der im „Syllabus errorum“ die ihm zufolge großen Irrtümer seiner Zeit auflistete, vom Naturalismus bis zum Liberalismus.

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