Großbritannien

Black-Lives-Matter-Aktivistin statt Sklavenhändler: Neue Statue in Bristol über Nacht

Jen Reid poses next to a sculpture by Marc Quinn portraying her, in Bristol
Jen Reid poses next to a sculpture by Marc Quinn portraying her, in BristolMARC QUINN STUDIO via REUTERS
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Auf dem Sockel des umgestürzten Denkmals des Sklavenhändlers Edward Colston wurde heimlich eine Skulptur der Aktivistin Jen Reid aufgestellt. Bristols Bürgermeister will sie aber nicht stehen lassen.

Rassismusgegner haben auf dem Sockel der umgestürzten Statue eines Sklavenhändlers in der englischen Stadt Bristol die Skulptur einer Black-Lives-Matter-Aktivistin aufgestellt. Wie britische Medien berichteten, wurde die Statue in den frühen Morgenstunden am Mittwoch heimlich auf dem Sockel angebracht.

Sie stammt von dem Künstler Marc Quinn, einem Weißen, der sich von einem Foto der Aktivistin Jen Reid inspirieren ließ, die den leeren Sockel erklommen und ihren Arm mit geballter Faust in die Höhe gereckt hatte.

Bristols Bürgermeister Marvin Rees, der zuvor Sympathien für die Proteste geäußert hatte, kündigte an, die neue Statue wieder entfernen zu lassen. "Die Zukunft des Sockels und was darauf angebracht wird, muss von den Menschen in Bristol entschieden werden", twitterte Rees, der selbst jamaikanische Wurzeln hat. Zudem gab es schon erste formale Kritik an der Statue, etwa, wieso der Oberkörper so „offenherzig" dargestellt ist.

Das Denkmal des Sklavenhändlers Edward Colston war Anfang Juni von Demonstranten im Zuge der Proteste gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd vom Sockel gestürzt und in den Hafen von Bristol geworfen worden. Die Aktion wurde zu einem Symbol der Black-Lives-Matter-Proteste in Großbritannien.

Auch Banksy hat Idee für leeren Sockel

Eine Idee, was mit dem leeren Sockel passieren könnte, hatte auch einer der berühmtesten Menschen aus Bristol, der Graffiti-Künstler Banksy: Auf Instagram schlug er vor, die Colston-Statue wieder aus dem Wasser zu fischen und mit einem Seil um den Hals wieder aufzustellen - gemeinsam mit bronzenen Statuen von Demonstranten, die gerade im Begriff sind, sie zu stürzen. „Alle sind glücklich. Ein berühmter Tag wird zelebriert."

Colston (1636-1721) wird in Bristol seit Jahrhunderten als Wohltäter verehrt, weil er Armenhäuser und Schulen unterstützte. Sein Reichtum gründete jedoch zu einem erheblichen Teil auf dem Handel mit afrikanischen Sklaven, die unter unsäglichen Bedingungen nach Amerika verschifft wurden. Viele starben bereits an Bord, teilweise wurden sie sogar ins Meer geworfen. In den vergangenen Jahrzehnten kamen daher immer wieder Forderungen auf, die Statue zu entfernen und Straßen und nach Colston benannte Gebäude umzubenennen.

(APA/dpa/Red.)

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