Einspruch

Der Reinheitswahn in Wien und in der "New York Times"

APA/AFP/JOHANNES EISELE
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Ist Twitter jetzt der mächtigste Redakteur der „New York Times“? Und wie sähe eine von allem Anstößigen gesäuberte Stadt aus? Über Purismus.

Der wahnhafte Wille zur Reinheit sei die Grundlage für die verschiedensten Fundamentalismen der Geschichte, mögen sie noch so gegensätzlich scheinen, schrieb der Philosoph Bernard-Henri Lévy im Buch „Die gefährliche Reinheit“. Dieser Wahn besteht im Grunde im Glauben, selbst rein zu sein und andere rein machen - oder ausschließen - zu müssen.

Puristische Tendenzen haben jetzt Hochkonjunktur. Auch bei der „New York Times“. Dort hat gerade die 36-jährige konservative Kommentatorin Bari Weiss gekündigt und wirft in einem offenen Brief an den Herausgeber der Zeitung vor: „Twitter ist zu ihrem mächtigsten Redakteur geworden. Die Moral der Plattform ist zur Moral des Blattes geworden.“

Die Zeitung, so Weiss, kapituliere vor den sozialen Netzwerken. „Wahrheit sei „nicht mehr ein Prozess gemeinsamer Entdeckungen, sondern eine orthodoxe Haltung“. Die „New York Times“ habe sie geholt, um das Meinungsspektrum zu erweitern, schreibt Weiss; doch in der Redaktion sei sie gemobbt, von einigen als Nazi und Rassistin beschimpft und im internen Messengerdienst Slack gedemütigt worden.

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