Kommentar

Vor dem Corona-Test sollte nicht jede(r) gleich sein

Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Bei Coronaverdacht müssen Familien und ganze Kindergartengruppen daheim bleiben. Gut so, Vorsicht ist geboten. Aber mit den Tests muss es schneller gehen.

Dieser Anruf aus dem Kindergarten ist gefürchtet: „Ihr Kind hat Fieber. Sie müssen es sofort abholen“, lautet er. Was nun aber dazukommt: Hat das Kind uneindeutige Symptome, muss es auf das Coronavirus getestet werden. Schnupfen oder Covid-19? Wer weiß das sonst genau? Oft dauert es „nur“ zwei, drei Tage, bis ein Testergebnis vorliegt. Manchmal sogar eine ganze Woche. Dann, wenn der Test auf Covid-19 wiederholt werden muss (und das kommt vor).

Ohne Frage ist es ist eine sinnvolle Maßnahme, bei einem Verdachtsfall vorsichtig zu sein. Ischgl soll sich nicht wiederholen. In Wien muss nach einer neuen Richtlinie nur das betroffene Kind (samt Familie) daheim bleiben, in den anderen Bundesländer nach wie vor die ganze Gruppe (samt Familien). Nur gibt es in manchen Kindergärten schon den vierten Verdachtsfall seit Beginn der Krise. Und das in nicht einmal fünf Monaten. Im Hochsommer. Die Haupt-Schnupfenzeit kommt erst und im Schnitt sind Kinder im Herbst und Winter acht bis zehn Mal verkühlt.

Bedeutet das jedes Mal, dass sie und ihre Eltern tagelang zu Hause bleiben müssen? Oma oder Opa nicht einspringen dürfen? Wie soll das organisatorisch und arbeitsrechtlich gehen? Der Urlaub vieler Eltern ist nach dem Lockdown aufgebraucht. Eine Freistellung ist grundsätzlich möglich, aber kompliziert und zeitlich ebenfalls begrenzt. Abgesehen davon: Dass Eltern ständig tagelang zu Hause bleiben müssen, ist keine längerfristige Lösung. Auch das schadet der Wirtschaft.

Darum muss es mit den Tests schneller gehen. Insgesamt, aber ganz besonders in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen. Dass es möglich ist, zeigt sich am Flughafen, wo Testergebnisse binnen weniger Stunden vorliegen. Dafür braucht es eine Priorisierung: Kinder sowie Pädagoginnen und Pädagogen, Kinderbetreuerinnen und Kinderbetreuer müssen vorgereiht werden, wenn sonst dutzende Familien zu Hause bleiben müssen. Am Anfang der Krise war viel die Rede von systemrelvanten Berufen: Kinderbetreuung und Lehre gehören dazu.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.