Giorgia Meloni
Italien

Die Frau, die „Capitano“ Salvini erzittern lässt

Giorgia Meloni ist neuer Superstar der Rechten – und stellt die Lega in den Schatten.

Rom/Wien. Giorgia Meloni ist die Frau, vor der sich der mächtige Rechtspopulist Matteo Salvini wirklich fürchten muss. Während für den Lega-„Capitano“ jede neue Umfrage eine Hiobsbotschaft enthält, kann sich die Chefin der rechten Fratelli d'Italia freuen: Melonis Popularität wächst ebenso stetig, wie jene Salvinis sinkt.

Offenbar fischt die energische 43-Jährige im Wählerpool des Capitano. Sie ist es auch, die die wackelige Regierung Conte derzeit von der Oppositionsbank aus am Schärfsten attackiert – egal ob bei ihrem strikten Nein zu Krediten aus dem Europäischen Stabilitätsfonds (ESM) oder durch die Empörung über die Autobahnbetreiber-Entscheidungen. Aber ganz anders als Salvini hielt sich die Politikerin während des Höhepunkts der Pandemie mit Kritik am Lockdown zurück – was viele als Zeichen der politischen Reife deuteten.

Wer ist also diese energische Frau mit markantem römischen Dialekt, die Italiens Rechte aufmischt? Die 43-Jährige kommt aus dem neofaschistischen Lager, das seit jeher in Rom einflussreich ist. Bereits als Teenager engagierte sie sich in der Jugendorganisation der neofaschistischen MSI, später schloss sie sich den Postfaschisten von Gianfranco Fini an.

Genervt von Berlusconi

Nachdem diese mit Silvio Berlusconis Forza Italia fusionierten, machte der Cavaliere die damals 31-jährige Meloni 2008 zur Sportministerin. Lang hielt sie es mit Berlusconi nicht aus: 2012 gründete sie ihre eigene Partei Fratelli d'Italia. Sie komme mit Berlusconis Führungsstil nicht zurecht. Er nannte sie „Piccola“ (Kleine).

Die Fratelli d'Italia konnten sich aber nicht wirklich durchsetzen, lang standen sie im Schatten ihrer mächtigen Alliierten, der Lega und Forza Italia. Meloni blieb hartnäckig, kandidierte 2016 als Bürgermeisterin von Rom – hochschwanger. Spitze Bemerkungen des Ex-Chefs Berlusconi, sie könne nicht Mutter und Bürgermeisterin sein, quittierte sie süffisant. Schon davor hatte sie in einem Moment des Frustes geklagt: „Ich bin eine Frau. Noch dazu im falschen politischen Lager, will heißen, im rechten.“

Inzwischen wird die schlagfertige Meloni auch vom härtesten männlichen Kollegen geschätzt. Sie allein bringt ja auch die Stimmen. Und Herausforderungen liebt sie sowieso. Von einer alleinerziehenden Mutter im Arbeiterviertel Garbatella großgezogen, lernte die Römerin früh, sich durchzusetzen – ihr erstes Geld verdiente sie als Kellnerin und als Babysitterin. Dabei habe sie mehr gelernt als im Parlament, sagte sie.

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