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Auf Tauchgang mit Audrey Tautou: Die 5 besten Filme zum Französisch­lernen auf Netflix, Amazon & Co.

Coco Van Oppens
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Sommer, Sonne und der Klang von Fremdsprachen: „Die Presse“ empfiehlt Filme zur Einstimmung auf den Urlaub - oder, um immerhin vom Verreisen zu träumen. Diesmal auf Französisch.

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Un flic / Der Chef

Von Jean-Pierre Melville, 1972
Zu sehen auf Amazon

Eines der letzten Gangsterdramen des Film noir, zugleich seinen letzten Film schuf Regisseur Jean-Pierre Melville mit „Un flic“. Noch einmal beweist er hier seine Meisterschaft im Spannungsaufbau, eine gespenstische Eleganz, die mit der Präzision eines Uhrwerks zu tun hat. Diese Kunst beherrschen auch Alain Delon und Catherine Deneuve. Es beginnt in einem öden Niemandsland an der Atlantikküste, vor einer Filiale der Banque Nationale de Paris. Der Wind fährt durch, kein Mensch zu sehen, nur ein Auto mit Männern, einer nach dem anderen steigt aus – das wird ein Überfall, ist rasch klar.

Für Spannung braucht Melville keinen Laut, keinen Ton Musik. Anderswo wieder entsteht die Spannung durch punktgenau gesetzte Geräusche. Alain Delon spielt maskenhaft den zynischen Kommissar Edouard Coleman, der nicht weniger skrupellos und brutal ist als sein Gegenspieler Simon. Jäger und Gejagte werden hier einander ähnlich, ja, haben eine gewisse Achtung voreinander. Sogar die Frau teilen sie sich – in diesem Fall Cathy, gespielt von Catherine Deneuve. Wenn es hier Werte gibt, dann vielleicht Männerfreundschaft (Frauen gelten nichts), aber selbst die gilt im Zweifelsfall nicht viel. Hier triumphiert die pure Form, dahinter: lauert der Nihilismus.

L'odyssée / Jacques, Entdecker der Ozeane

Von Jérôme Salle, 2016
Zu sehen auf Netflix

Für Generationen junger Menschen war der Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau ein Idol, er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Pionier der Unterwassertechnik und drehte über 100 Filme. Auch Regisseur Jérôme Salle hat ihn als Kind verehrt. Seinem Biopic merkt man das an, es ist eine Hommage, die allerdings menschliche Schwächen nicht verhehlt. „Jacques“ mit Lambert Wilson als Cousteau ist ein Männerporträt, zugleich das Drama einer Vater-Sohn-Beziehung und einer dysfunktionalen Familie. Audrey Tautou („Die fabelhafte Welt der Amélie“) spielt Ehefrau Simone, und im Package mit den starken Naturbildern ist das alles auf jeden Fall einen Abend wert.

Loulou / Der Loulou

Von Maurice Pialat, 1980
Zu sehen auf Amazon

Gérard Depardieu und Isabelle Huppert torkeln mehr bzw. weniger betrunken, innig umschlungen auf der Straße herum – ein seltener Moment der Harmonie. Welch größeren Gegensatz könnte es geben als jenen zwischen der kühlen, eleganten Huppert und dem explosiven Bären Depardieu. Und kaum könnte man sie sich als Filmpaar vorstellen, gäbe es nicht immerhin zwei Beispiele dafür. Im Film „Tal der Liebe“ von 2015 spielten sie verflossene Liebende, die sich nach dem Suizid ihres gemeinsamen Sohnes im „Death Valley“ treffen. Und 35 Jahre davor konnte man sie tatsächlich als junges Liebespaar sehen – im Sozialdrama „Loulou“ („Der Loulou“). Huppert spielt, wie gewohnt wenig redselig, eine verheiratete Frau in wohlhabenden Verhältnissen, die den Zwängen ihrer bürgerlichen Welt den Rücken kehrt – für einen charmanten Kleinkriminellen. Sozialer Realismus mit poetischer Note, dank Regiemeister Maurice Pialat und den zwei Hauptdarstellern immer noch sehenswert.

Shéhérazade

Von Jean-Bernard Marlin, 2018
Zu sehen auf Netflix

Die zweitgrößte Stadt Frankreichs hat zu Recht einen gefährlichen Ruf. Marseille ist ein Hotspot der Kriminalität, von Drogenhandel, Raub und Gewalt. In einem knallharten Milieu spielt auch dieses Melodram, für das Regisseur Jean-Bernard Marlin auf nicht professionelle Akteure gesetzt hat. Ein nach seiner Haft von der Mutter abgewiesener 17-Jähriger verliebt sich in eine junge Prostituierte, was ihn mit seiner Clique in Konflikt bringt. Handwerklich gut gemacht, leider etwas erwartbar.

Mon roi / Mein Ein, mein Alles

Von Maïwenn, 2015
Zu sehen auf Amazon

Vincent Cassel, Ex-Ehemann von Monica Bellucci, ist wohl der glaubwürdigste Supermacho des französischen Gegenwartsfilms. Dass die Anwältin Tony so lang in einer zerstörerischen Beziehung mit dem Vater ihres Kindes verharrt, erscheint dem (weiblichen) Zuschauer angesichts dieser Besetzung also nicht ganz unverständlich. Zumal Vincent Cassel als Georgio nicht nur zu starker erotischer Präsenz, sondern auch Feinfühligkeit und echten Gefühlen fähig ist; er kann sogar überaus liebevoll sein, zu seiner Frau und seinem Sohn. Zugleich aber ist er unstet, unberechenbar, betrügt – ohne Aussicht auf Besserung.
„Mon roi“ (eigentlich „Mein König“) rollt im Rückblick auf wichtige Momente eine zerstörerische Beziehung auf, aus der sich Tony erst nach Depressionen und einem Selbstmordversuch retten kann. Emmanuelle Bercot als Tony erhielt in Cannes den Preis als beste Hauptdarstellerin. Vincent Cassel spielt zwar nicht überaus subtil, doch was „Mon roi“ mit sinnlichen Mitteln jedenfalls zu vermitteln gelingt, ist die Psychodynamik einer Co-Abhängigkeit – und warum es so schwer ist, sich aus ihr zu befreien. Abgesehen davon ist diese Berg- und Talfahrt jedenfalls eines: emotional intensiv.

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