Hausgeschichte

Klein-Kanada am Rosenhügel

Im bella-bunt-Studio entstehen täglich neue Ideen.
Im bella-bunt-Studio entstehen täglich neue Ideen.(c) Barbier
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Die Rosenhügel-Siedlung war ein Pionierprojekt der 1920er-Jahre. Die Designerin Isabella Fellner hat sich dort ihre Kreativwerkstatt und ihr privates Paradies eingerichtet.

Wenn Isabella Fellner aus dem Fenster schaut, blickt sie ins Grüne. Und auf viel Geschichte. Die lebenslustige Frau lebt mit ihrer Familie in der Siedlung Rosenhügel, einem „Drei-Bezirke-Eck“, in dem der 12., 13. und der 23. Bezirk aneinandergrenzen. Der Rosenhügel gehört zu den Pioniersiedlungen der Siedlungsgenossenschaft Altmannsdorf und Hetzendorf. Zwischen 1921 und 1926 wurden hier 543 zweistöckige Reihenhäuser nach den Plänen der Architekten Emil Krause und Hugo Mayer errichtet. Die Grundstücke stellte die Stadt Wien zur Verfügung, gleichzeitig griff sie den Siedlern beim Bau finanziell unter die Arme. Die Siedler selbst brachten als Eigenleistung vor allem ihre Muskelkraft ein, etwa bei der Herstellung der sogenannten Pax-Ziegel, die wegen Materialmangels aus Schlacke, Sand und Zement selbst erzeugt wurden. Wo die einzelnen Genossenschaftsmitglieder schließlich zu wohnen kamen, erfuhren sie erst ganz am Schluss: Um den Gemeinschaftssinn und die Solidarität zu stärken, wurden die Häuser nach ihrer Fertigstellung nämlich verlost.

Dieser Gemeinschaftssinn wirkt bis heute nach – auch bei Fellner, die hier in den 1960er- und 1970er-Jahren im Hause ihrer Eltern ihre Kindheit verbrachte und später als Erwachsene in der gleichen Straße ein eigenes Haus erwarb. In das sie viel Herzblut steckte: „Da die Häuser einst von den Siedlern selbst gebaut wurden und nur wenige professionelle Handwerker am Werk waren, waren die Wände sehr ungleichmäßig, um nicht zu sagen schief. Einfache, ungedämmte Ziegelwände, die schon beim Hinschaun zu dünn schienen, als dass man einen Nagel einschlagen könnte.“

Der Wintergarten fungiert als verlängertes Wohnzimmer.
Der Wintergarten fungiert als verlängertes Wohnzimmer.(c) Barbier

Umfangreiche Renovierung

Um das Haus auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen, waren daher umfangreiche Renovierungsarbeiten nötig, die mithilfe eines Baumeisters in zwei Phasen durchgeführt wurden. „Unser Haus wurde beim ersten Umbau praktisch ausgehöhlt“, erzählt Fellner. „Es blieb einzig der Kamin in der Mitte des Hauses – alle alten Zwischenwände, Treppen, Türen und Böden wurden entfernt und neu eingezogen.“ In einer zweiten Umbauphase wurde ein circa 25 Quadratmeter großer Wintergarten an das Haus angebaut. Dadurch entstand ein lichtdurchfluteter Wohnraum, der nahtlos ins „erweiterte Wohnzimmer“ übergeht, das im Winter eine romantische Atmosphäre verströmt. „Wenn sich der Schnee auf dem Glasdach niederlässt, hat man das Gefühl, in einem Iglu zu sitzen“, schwärmt die Künstlerin. Einen mindestens ebenso hohen Anteil hat daran aber auch der alte Festbrennstoffofen der Marke Meller, den sie unbedingt behalten wollte. „Wir beheizen ihn mit Buchenholz. Da er am Kamin in der Mitte des Hauses angeschlossen ist, verteilt sich die Wärme im ganzen Haus. Wir nennen diesen Platz ,Klein-Kanada‘.“ Insgesamt stehen dem Ehepaar – die Kinder sind schon ausgezogen – jetzt rund 90 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Das kreative Zentrum des Hauses befindet sich im ersten Stock: Im „bella bunt“-Studio, das sich Fellner vor sieben Jahren eingerichtet hat, entstehen ständig neue Sachen: „Hier habe ich genug Platz zum Nähen, zum Drehen meiner Videos, für die Präsentation meiner Garne, Stoffe und Bücher und um kleine Workshops abzuhalten.“

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