Urbaner Freiraum

Fünf Plätze in Wien, die „Platz da!“ schreien

(c) Stanislav Jenis (Stanislav Jenis)
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Wenn die Stadt „voll“ wird, könnte Wien aus dem Vollen schöpfen, statt um ein paar Quadratmeter öffentlichen Raum auf der Straße zu feilschen.

Wer Wien leer sehen will, sollte jetzt nach Wien. Was aber auffällt: So „leer“ ist selbst der Zustand „leer" ja gar nicht. Stadt ist nun mal Stadt. Und dicht ist nun mal dicht. Auch wenn sich alle ein wenig mehr aus dem Weg gehen als ein paar Jahrzehnte lang vorher: Auch in Großstädten wie Wien stapeln sich Lebenstile, Milieus, Bedürfnisse, Interessen und andere Befindlichkeiten wie Wohnungen in mehrstöckigen Häusern. Die Investorenarchitektur versucht, noch schnell Renditen in die letzten Nischen und Lücken zu quetschen, wo die Abrissunternehmen ihre Transparente längst ausgerollt haben. Und während sich die letzten „Freiflächen“ füllen, schreit der urbane Raum umso lauter nach „Leerstellen“, nach „Freiraum“, nach Quadratmetern, die sich nicht über Renditen und andere immobilienwirtschaftliche Zwänge definieren. Dafür müsste man nur ein paar Gegenden in Wien neu formatieren: Areale, an denen sich die Stadt tatsächlich großzügig als „frei“ und „lebenswert“ profilieren könnte. Wo man nicht um ein paar Quadratmeter Gehsteig feilschen muss, wo man nicht nur ein paar kleine Kleckse öffentlichen Raums den Autos abtrotzt, sondern wo man gleich mit Ideen groß klotzen könnte. Wenn man sich traut.

1.  Der Fasangarten in Schönbrunn

Das Grün Schönbrunns endet nicht dort, wo man glaubt: Die Gloriette schien zwar lange die letzte Bastion, bevor das hübsche Wien endgültig in seiner eigenen nicht gar so hübschen Peripherie verschwindet. Aber: Hinter der Gloriette in Richtung Süden geht es noch weiter. Theoretisch. Dort liegt der Fasangarten. Und er liegt ziemlich unberührt, weil für die Öffentlichkeit verschlossen. Was nicht fliegt, krabbelt, und auf Bäumen lebt, hat keinen Zutritt. Der ehemalige Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Betriebsgmbh Franz Sattlecker wollte das vor Jahren schon mal ändern, den Wienern und Touristen das ganze Grün nicht vorenthalten. Schließlich lösen die Besuchermassen, außerhalb von Corona-Zeiten, auf den bestehenden Flächen des Schlossparks auch schon etwas aus: so etwas wie „Nutzungsdruck“ nämlich. Vom aktuellen Geschäftsführer gibt es zum Fasangarten seit Jahren jedoch keine Silbe.

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