Netflix-Serie

"Cursed": Excalibur in den Händen einer Fee

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Die neue Serie „Cursed – die Auserwählte“ deutet wieder einmal die Artussage um. Katherine Langford spielt eine Fee, die nach Merlin sucht. Die Vorlage stammt von „Sin City“-Schöpfer Frank Miller. Bildgewaltig, aber inhaltsleer.

Als das Feenmädchen Nimue in der Netflix-Serie „Cursed“ von einem Ausflug nach Hause kommt, wird ihr Dorf von mordenden Mönchen angegriffen. Die Strohhütten brennen, die Menschen laufen wild durcheinander, Schwerter wirbeln durch die Luft, das Blut spritzt. Was Nimue (Katherine Langford) bei diesem Anblick tut, mag menschlich nachvollziehbar sein, ist aber zutiefst unklug: Sie reitet mitten hinein in dieses Chaos, ohne Waffe und ohne Plan, um ihre Mutter zu suchen. Die ist schwer verwundet – und überreicht ihr ein Schwert, auf das schon im Vorspann hingewiesen worden ist: Es ist Excalibur, das Arthur irgendwann aus einem Stein ziehen wird.

„Cursed“ schreibt die Artussage um, wieder einmal. Seit Marion Zimmer Bradley 1979 im Wälzer „Die Nebel von Avalon“ Arthurs (Halb-)Schwester, die Hexe Morgana, in den Mittelpunkt rückte, gab es diverse Um- und Neudeutungen des mittelalterlichen Heldenepos. Für (Drehbuch-)Autoren haben solche Adaptionen Vorteile: Man hangelt sich am Rahmen einer bewährten Geschichte entlang, die keinem Copyright unterliegt, und nimmt sich die Freiheit, die man braucht.

In „Cursed“ tauchen also viele Figuren auf, die man kennt: Nimue soll Excalibur an Merlin übergeben, gespielt vom Schweden Gustaf Skarsgård, der schon in der Wikinger-Serie „Vikings“ einen manischen Magier mimte. Sein Merlin leidet am Verlust seiner Magie, weshalb er zum Trinkschlauch greift. Einen feschen Ritter gibt es auch, der Nimue zu Hilfe kommt. Er heißt Arthur und wird von Devon Terrell verkörpert, dem ersten schwarzen Schauspieler in dieser Rolle. Irgendwann fällt auch der Namen Gawain, andere Tafelritter werden folgen. Auch aus Nimue wird jemand, den man aus der Sage kennt. Wer genau das ist, darf und soll man nicht verraten. Bevor es so weit ist, muss sie jedenfalls lernen, sich selbst zu akzeptieren. Von einem Dämon gezeichnet, vom Vater verlassen, von ihren übernatürlichen Kräften überwältigt: Katherine Langford spielt ein traumatisiertes, trauriges Mädchen (wie schon in der umstrittenen Teenie-Serie „13 Reasons Why“). „Cursed“ ist also ein bisschen Coming-of-Age-Story mit viel Fantasy. Netflix will mit solchen Serien jene Fans locken, die „Game of Thrones“ hinterließ – wie schon mit dem gelungenen „Witcher“. Hinsichtlich Brutalität orientiert sich „Cursed“ deutlich am unerreichten Vorbild.

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Viele Schauplätze, wenig Tiefe

So komplex „Game of Thrones“ in den Handlungssträngen auch war, am Anfang machte es einem die Serie leicht: Die allererste Folge spielte an zwei Schauplätzen. „Cursed“ springt schon in der Pilotfolge zwischen mindestens vier Orten hin und her, darunter eine Burg, die übers Meer ragt, und ein Wald voll magischer, bunt leuchtender Pflanzen. Das sieht toll aus und ist typisch für zumindest einen der Serienschöpfer: Frank Miller, gemeinsam mit Tom Wheeler Autor des Vorlagenromans, ist für bildgewaltige Geschichten wie „Sin City“ und „300“ bekannt. Beide sind eher ein Fest fürs Auge als fürs Hirn. Wie diese Comics und Filme wirkt „Cursed“ seltsam inhaltsleer. Die Fülle an Schauplätzen, Actionszenen und visuellen Anstrengungen verhindert, dass die Geschichte in die Tiefe gehen kann. Man hat gar keine Zeit, diese Figuren kennenzulernen. Schlimmer noch: Man bekommt auch keine Lust dazu.

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