Schiene

Kari Kapsch: „Die Talfahrt beginnt erst im Herbst“

Der Güterverkehr auf der Schiene brach zuletzt um 25 Prozent ein.
Der Güterverkehr auf der Schiene brach zuletzt um 25 Prozent ein.(c) Getty Images (Abstract Aerial Art)
  • Drucken

Der Einbruch des Güterverkehrs trifft nicht nur die ÖBB. Auch die heimische Zulieferindustrie sorgt sich und fordert Hilfe vom Staat.

Wien. Vor sechs Monaten sah die Bahn noch aus wie der programmierte Gewinner des heurigen Jahres. Türkis-Grün versprachen das 1-2-3-Ticket, mehr Güterverkehr auf der Schiene, höhere Subventionen. Doch statt des Geldregens kam die Coronakrise. Menschen fahren weniger Zug, Unternehmen verschicken ihre Waren lieber mit dem Lkw. Der Einbruch des Schienen-Güterverkehrs um ein Viertel bringt etwa den ÖBB-Teilkonzern Rail Cargo Austria in gröbere Probleme. 250 Millionen Euro an Staatsgeld hätte der Konzern gern, um die Güterverkehrstochter über die Runden zu bringen. Aber das Problem mit dem strauchelnden Güterverkehr zieht viel weitere Kreise.

Kritisch könnte es etwa in der heimischen Zulieferindustrie werden, warnt Kari Kapsch, Präsident des Verbands der Bahnindustrie, zur „Presse“. Noch seien die 10.000 Mitarbeiter der Branche mit dem Abarbeiten alter Aufträge beschäftigt. Aber „im Herbst wird die Talfahrt beginnen“. Wenn die Auto- und Stahlwerke in Europa dann noch immer so wenig Waren mit der Bahn versendeten, würden die Bahngesellschaften unweigerlich beginnen, ihre Investitionsvorhaben infrage zu stellen. Neue Aufträge gebe es dann keine mehr.

Alle grundsätzlichen Bekenntnisse der Politik zum Ausbau der Bahn würden hier nicht weiterhelfen. Die Regierung müsse rasch dafür sorgen, dass der Güterverkehr auf der Schiene billiger werde, damit er wieder eine Chance gegen den Lkw habe. Konkret solle die Abgabe für die Nutzung der Infrastruktur langfristig halbiert und kurzfristig sogar zur Gänze ausgesetzt werden, fordert Kapsch. Die Versteuerung des Bahnstroms solle ersatzlos gestrichen werden. Und auch die Schienenanschlüsse der Industriebetriebe müssten mit staatlicher Unterstützung wieder reaktiviert werden. Für die Forst- und Landwirtschaft und für Rohstoffe sei das immer noch eine attraktive Alternative. „Wenn die Ware aber erst einmal auf dem Lkw ist, bekommen wir sie von dort nicht mehr runter“, sagt er.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.