Wandbild

Tom Lohner: Eine Krise wie aus Hollywood

Der Grazer Künstler arbeitete eineinhalb Wochen an der Wand in der Fassziehergasse.
Der Grazer Künstler arbeitete eineinhalb Wochen an der Wand in der Fassziehergasse.(c) Die Presse/Clemens Fabry
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Tom Lohner schuf ein Wandbild als Mahnmal für die Krise. Dabei spielt er auf Blockbuster an – und gewann Rose McGowan und Kurt Russell für das Projekt.

Leicht zu finden ist das Wandbild nicht – schließlich liegt es in einer Seitenstraße, an der Rückseite eines Hotels in der Gardegasse 3. Wer den rosafarbenen Pfeilen um die Ecke des Hauses folgt, kann Tom Lohners Werk aber nicht mehr übersehen.

„Ich wollte unbedingt das schreiende Blau und Pink verwenden, damit es ein Statement ist, an dem man nicht einfach vorbeigehen kann“, sagt der Grazer Künstler. In der Wiener Fassziehergasse hat Lohner ein sogenanntes Mural gefertigt, das den Zusammenhalt in der Coronakrise und die Suche nach einer Impfung festhalten soll. „Es hat immer so etwas wie Pestsäulen und Mahnmale gegeben, das wollte ich auch für diese Krise schaffen.“

Statt hierfür einfach Figuren zu erfinden, wollte Lohner diese aber – wie für einen Film – casten. Denn die Pandemie erinnere ihn an einen apokalyptischen Blockbuster. „Mit all den weltweiten Ereignissen wirkt es wie eine Hollywood-Filmproduktion“, sagt Lohner. So ist auf dem Bild der legendäre Hollywood-Schriftzug vertreten – und zwei bekannte Schauspieler.

Segen der #MeToo-Ikone

Aus seiner Zeit als Artdirector bei einer Agentur in London kannte Lohner den Manager der Schauspielerin und Aktivistin Rose McGowan. Sie spielte etwa in der Serie „Charmed“ mit und tritt nun vor allem als Ikone der #MeToo-Bewegung auf. „Mit ihr hatte ich vorher noch nie direkt etwas zu tun, aber ich fand sie schon immer sehr cool“, sagt Lohner.
Er fragte bei ihrem Manager an, ob sie eine der Figuren in seinem Wandbild werden möchte – und McGowan sagte zu. „Aber unter der Prämisse, dass ihr guter Freund Kurt Russell auch eine Figur sein soll“, sagt Lohner. So hatte er gleich zwei Hollywood-Stars als Protagonisten seines Wandbilds. Und McGowan wurde auch inhaltlich Teil des Projekts: „Wir haben vorher gemeinsam über das Bild und die Message gesprochen.“

Das Wandbild zeigt nun den Einfluss der Pandemie auf die Menschen und die Natur. Gleichzeitig soll es aber auch Hoffnung vermitteln. Im Zentrum stehen McGowan und Russell, die für die ganze Menschheit auf der Suche nach einer Impfung stehen. „Alle beten darauf das Antiserum fast kirchlich an“, so der Künstler.

Der Teil mit den Schauspielern war als einziger vorgezeichnet (wer vor Ort genau hinsieht, kann im verschlungenen Mantel der Figuren ihre Vornamen entdecken). Den Rest des Bilds improvisierte Lohner: etwa das Mädchen mit dem Mundschutz, das in eine hoffnungsvolle Zukunft blickt, wie er erklärt. Die Bäume und Sträucher, die das Aufatmen der Natur darstellen. Und: Ein kleines Ufo am linken Rand. Letzteres habe aber wenig mit der Pandemie, sondern vielmehr mit der Sprayerszene zu tun. Und den Nachteilen, wenn ein Kunstwerk im öffentlichen Raum steht.

Denn die Wand war vorher bereits mit einigen Schriftzügen besprayt. In den eineinhalb Wochen, in denen Lohner die Wand bemalte, blieb auch ein Passant stehen, der einige der Sprayer kannte, deren Graffiti Lohner gerade übermalte. „Er meinte, er sei sich nicht sicher, wie das bei denen ankommen würde“, erzählt Lohner. „Und ich bekam natürlich sofort Sorge, dass jemand als Reaktion über mein Bild sprayen würde.“ So ließ er an ein paar Stellen die Graffitis bestehen.

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