Shanghai Composite

China baut Leitindex erstmals seit 1991 um

Der Schritt erfolgt zum ersten Mal seit der Indexgründung 1991.
Der Schritt erfolgt zum ersten Mal seit der Indexgründung 1991.APA/AFP/STR
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Die Neuaufstellung des Shanghai Composite fällt in eine Zeit, da der Markt in China einbricht wie seit Februar nicht.

Am 22. Juli ist es so weit: Die Börse von Shanghai stellt den Leitindex Shanghai Composite (SSEC) neu auf. Der Index ist der wichtigste seiner Art in Festlandchina, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, und bildet alle Unternehmen ab, die in Shanghai gelistet sind.

Der Schritt erfolgt zum ersten Mal seit der Indexgründung 1991.

Seit damals haben sich Land und Wirtschaft fundamental verändert. Und weil sie es in immer größerer Geschwindigkeit tun, will die Börse dem auch durch die Neugestaltung des Index entsprechen. Ganz konkret etwa dadurch, dass auch die immer bedeutenderen Technologieunternehmen vermehrt abgebildet werden und so ein angemesseneres Bild von der Wirtschaft des Landes geliefert wird. Die Tech-Unternehmen sind bislang im Tech-Index STAR-Board gelistet und erfasst, der mit der amerikanischen Nasdaq vergleichbar ist.

Ein Novum stellt künftig außerdem dar, dass auch Auslandsunternehmen Eingang in den Index finden können. Im Blick hat der Börsenbetreiber dabei zwei Arten von Auslandsfirmen: Zum einen Tochtergesellschaften, die eine chinesische Konzernmutter haben, aber in Hongkong gelistet sind und in Hongkong-Dollar gehandelt werden. Zum anderen überhaupt ausländische, also nicht chinesische Firmen, die in China aktiv sind.

Und über allem soll der Index wertstabiler werden, indem neu gelistete Unternehmen erst nach einem Jahr und nicht wie bisher schon nach elf Tagen in den Leitindex aufgenommen werden können.

Die Neugestaltung des Index fällt übrigens in eine Zeit, in der Chinas Börsen gerade den größten Ausverkauf seit dem Coronacrash erleben. Die starke Korrektur diesen Donnerstag setzte sich am Freitag abgeschwächt fort. Unterm Strich fielen der SSEC und und der CSI 300, der die beiden größten Börsen des Festlandes, nämlich die von Shanghai und die von Shenzhen, abbildet, auf Wochensicht um über fünf Prozent. Das hat es seit dem Coronacrash nicht mehr gegeben bzw. im Fall von SSEC seit 15 Monaten nicht.

Als ein Grund dafür gilt die Befürchtung, dass die Zentralbank die Geldpolitik straffen könnte, weil China bessere Wachstumszahlen für das zweite Quartal gemeldet hatte als erwartet. Als zweiter Grund die Attacke der einflussreichen Zeitung „People's Daily“ gegen das Unternehmen Kweichow Moutai, dessen Aktie als Börsenliebling gilt und extrem gestiegen ist. Vermutet wird, dass die Regierung den überhitzten Aktienmarkt abkühlen will.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2020)

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