Song zum Sonntag

Digital ist gut

Jarv Is: „Children of the Echo“
Jarv Is: „Children of the Echo“(c) Daniel Cohen/Lumen Photo
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Jarvis Cocker, geb. 1963, leitete Pulp, die beste Britpop-Band der 1990er-Jahre. Seine neue Band nennt er Jarv Is, deren erstes Album, „Beyond The Pale“, enthält nur sieben Songs.

Jarv Is: „Children of the Echo“. „Digital ist besser“, erklärten Tocotronic 1995, das war wohl trotzig gemeint, gegen die Analog-Snobs. 25 Jahre (!) später geht Jarvis Cocker das Thema vielschichtiger (und verschrobener) an: „I don't tick: I'm digital“, erklärt er paradoxerweise zu einem warm singenden Bass (von dem HiFi-Freaks wohl sagen würden, dass er nur analog so gut klinge), „I'm either on or off or on or off or on or off. Oh!“ Und dann stürzt er sich in einen jener hymnischen Refrains, mit denen er einst seine Band Pulp groß machte. In der zweiten Strophe pflegt er klassisches Jarvis-Understatement – „All my life I've tried to sing along“ –, in der dritten wird's metabiologisch: „I have created an all-seeing, all-knowing, all-powerful entity, who does not care about me one bit.“ Bit ist gut. Klingt die Backgroundsängerin nicht wie Siri? Am Ende, nach einem weiteren wunderbaren Refrain, lässt Cocker den Song mit dem Echo ersterben. Gewaltig.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2020)

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