Berge

Probleme mit Einheimischen auf Almen

Close-up of the nose of a brown and white bull in a field
Close-up of the nose of a brown and white bull in a fieldGetty Images
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Weniger die Touristen als die Einheimischen hätten Nachholbedarf bei den Regeln auf der Alm. Das war eine der Erkenntnisse des Alm-Gipfels. Jetzt soll mehr informiert werden.

Zehn Millionen Menschen waren im Vorjahr im Gebirge unterwegs, darunter rund 2,5 Millionen Wanderer. Man kann davon ausgehen, dass es heuer noch mehr sein werden. Das freut zwar die Touristiker und sogar die Vertreter der Almwirtschaft. Allerdings mache das ein Erinnern an gewisse Verhaltensregeln, die gerne mit den Worten Respekt und Hausverstand umschrieben werden, notwendig, wie gestern, Dienstag, beim ersten Alm-Gipfel versichert wurde.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatte Vertreter der Almwirtschaft, des Tourismus und der Alpenvereine zu einem „virtuellen“ Alm-Gipfel geladen, zu dem sich Branchenmitglieder online zuschalten konnten. „Seit dem Kuh-Urteil (nach einem Unfall, bei dem einen Frau ums Leben kam, Anm.) letztes Jahr haben viele Gespräche erstmals stattgefunden, bei denen Touristiker, Landwirte und alpine Vereine sich auf Augenhöhe begegnet sind. Das habe ich als sehr positiv empfunden“, sagte Josef Obweger, Almbauer und Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins. (Zur Erinnerung: Im Vorjahr wurde eine Gesetzesänderung vorgenommen, bei der die Eigenverantwortung des Gastes bei Unfällen mit Kühen festgeschrieben wurde).

Generell wurde bei dem Gipfel das gute Gesprächsklima gelobt und die Tatsache hervorgehoben, dass alle die selben Ziele hätten. Nämlich dass sehr gerne mehr Menschen auf die Almen kommen, diese allerdings sicher und gesund auch wieder verlassen sollen.

Übertourismus in den Bergen

Deshalb wurden zehn Verhaltensregeln ausgearbeitet, die an Besucher auf Foldern, Hinweisschildern und auf der Website www.sichere-almen.at weitergegeben werden. Wobei die Nächtigungsgäste sich meist ohnehin an die Spielregeln halten würden, waren sich die Vertreter der Almwirtschaft und auch die Touristiker einig. Werden sie doch meist von den Beherbergungsbetrieben informiert.

„Was ich aus dem Gipfel mitgenommen haben und was mir vorher auch nicht so bewusst war, ist, dass sich viele Einheimische nicht an die Regeln halten“, sagte Köstinger bei einer anschließenden Pressekonferenz. Deshalb wolle man auch hier den Kontakt etwa zu Bürgermeistern oder Regionalzeitungen suchen. Insgesamt soll eine Informationskampagne gestartet werden, bei der an die Spielregeln (Abstand zu Kühen, Vorsicht mit Hunden, keinen Müll hinterlassen, Wanderwege nicht verlassen, etc.) erinnert wird.

Immerhin ist es durch Corona zu einem verstärkten Andrang von Wanderern und anderen Erholungssuchenden gekommen. Das, was man in normalen Zeiten aus Städten kennt, nämlich Übertourismus, habe sich an neuralgischen Punkten auf die Alm-Regionen verlagert, so Köstinger. In manchen Regionen setze man bereits auf Besucherleitsysteme.

Und auch die Radfahrer werden mehr. Der Kärntner Almwirt Obweger meint ebenso wie Thomas Wirnsberger vom Tourismusverband Großarl, dass sich in den letzten Jahren „die Zahl der Radfahrer auf Almen verdoppelt hat.“ Auch er meint: „Mit den Nächtigungsgästen haben wir das gut im Griff. Konfliktpontenzial gibt es eher bei Tagesgästen aus der Region oder Einheimischen.“ Auch sie müssen aber akzeptieren, dass sie auf der Alm nur Gast auf einem fremden, privaten Grund sind.

Erich Schwärzler, Bundesobmann der Almwirtschaft Österreich und ebenfalls Almbauer, appelliert dazu, im Bedarfsfall auch Wanderwege zu verlegen, wenn diese etwa durch eine Kuhweide führen. „Das Umlegen der Wege muss machbar sein. Wenn es um die Sicherheit geht, muss es eine klare Entscheidung für die Sicherheit geben.“

Neues Siegel für Alm-Produkte

Auch das Müll-Problem in den Bergen soll in Zukunft in Angriff genommen werden. Ebenso wie die Vermarktung von kulinarischen Alm-Produkten wie Milch, Milchprodukte und Fleisch. Dafür wurde das neues Gütesiegel „Von der Alm“ hervorgehoben. Wobei Touristiker Wirnsberer anmerkt: Dürften sich nur jene Produkte, die tatsächlich von der Alm stammen, auch so nennen, bräuchte man kein Gütesiegel.

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