Masken-Rückkehr

Wie die zweite Corona-Welle verhindert werden soll

Spread of the coronavirus disease (COVID-19), in Vienna
Spread of the coronavirus disease (COVID-19), in ViennaREUTERS
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In Supermärkten, Bank- und Postfilialen gilt ab Freitag wieder eine Maskenpflicht. Die Einreise aus Risikostaaten ist dann nur noch mit negativem Test erlaubt. Und das Ampelsystem geht im August in Probebetrieb.

Da war es wieder, das Anti-Corona-Quartett der Regierung: Kanzler, Vizekanzler, Gesundheitsminister, Innenminister. Seit Sonntag war dieser Auftritt erwartet worden. Am Dienstag, 15 Uhr, nach der Brüssel-Heimkehr des Kanzlers, war es dann so weit.

Anlass für die Pressekonferenz im Bundeskanzleramt (ohne Plexiglaswand): Die „magische Schwelle“, nämlich dreistellige Infektionszahlen pro Tag, werde nun schon seit geraumer Zeit wieder überschritten, erklärte Sebastian Kurz, ehe Vizekanzler Werner Kogler das Ziel formulierte: „Im Hinblick auf den Herbst“ solle „eine zweite, große Welle verhindert und speziell ein zweiter, flächendeckender Lockdown vermieden werden“.

Man habe, sagte Kogler, gelernt, mit dem Corona-Virus umzugehen. Und nun versuche man, das Gelernte umzusetzen. Und zwar mit einem Bündel an Maßnahmen, von denen die einen noch diese Woche, die anderen demnächst in Kraft treten (sollen).

Masken

Ab Freitag gilt in Supermärkten, Banken und Postfilialen wieder eine Maskenpflicht. Also „in allen Bereichen des täglichen Lebens“, wie Kurz und Kogler zusammenfassten. Man habe ja immer gesagt: „Werfen Sie die Maske nicht weg, wir werden sie wieder brauchen.“ Weiterhin brauchen wird man einen Mund-Nasen-Schutz in öffentlichen Verkehrsmitteln, Arztordinationen und Apotheken; bei Demonstrationen, Veranstaltungen in geschlossenen Räumen und bei Dienstleistern wie Friseuren, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

Bis ein Impfstoff gefunden sei, werde man weiterhin im Sinne einer „Ziehharmonika“ vorgehen, kündigte Kurz an. Sprich: „Lockern, wenn möglich – die Lockerungen zurücknehmen, wenn nicht anders möglich.“

Die Handelskonzerne jedenfalls sind auf die Rückkehr der Maske vorbereitet: „Wir haben ausreichend Mund-Nasen-Schutz lagernd“, sagte ein Rewe-Sprecher (Billa, Merkur, Penny) am Dienstag zur Austria Presseagentur. Auch Spar ist gerüstet: „Für die Kunden stellen wir Masken weiterhin gratis zur Verfügung“, so Sprecherin Nicole Berkmann. Man gehe aber davon aus, dass nur wenige Kunden eine Maske brauchen werden, da mittlerweile fast jeder eine eigene habe.

Grenzen

Verschärft werden – ebenfalls ab Freitag – auch die Regeln an Österreichs Grenzen. Die Einreise aus Risikogebieten (die Liste wird laufend aktualisiert), etwa aus den Westbalkanstaaten, ist dann nur noch mit einem negativen PCR-Test gestattet. Wobei nur Testergebnisse aus zertifizierten Laboren der Region anerkannt werden, die nicht älter als 72 Stunden sind.

Alle Grenzkontrollen werden gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden durchgeführt. Und die Heimquarantäne wird, wie Kurz sagte, „noch stärker überwacht“. Eine Fußfessel sei damit aber nicht gemeint, versicherte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).

Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Bezug zu Risikogebieten im Ausland drängt die Regierung zu einer generellen Maskenpflicht. Jene mit positiven Fällen sollen geschlossen werden.

Ampel

Im August soll das Corona-Ampelsystem in Probebetrieb gehen. Es ist der Versuch, das Ansteckungsrisiko auf Bezirksebene einzustufen. Die beiden grundlegenden Beschlüsse zur österreichischen Ampel werden nächste Woche beim Sonderministerrat gefasst.

Das betrifft einerseits die Kriterien, nach denen die Ampel gestellt wird. Und andererseits die Einberufung einer Corona-Kommission, die diese Ampel bedient. Im August soll die Regelung gemeinsam mit allen betroffenen Ministerien verankert werden. Je nach Ampfelstufe – von grün bis rot – können dann in betroffenen Bezirken Maßnahmen verhängt werden.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) machte kein Hehl daraus, dass manche Bundesländer bei den Testungen „noch deutlich schneller“ werden müssten. Diese Woche will er diesbezüglich Gespräche führen. Als zeitliche Vorgabe der Bundesregierung sind 48 Stunden gedacht: Vom Anruf bei der Hotline bis zum Testergebnis.

Wie gewohnt gab Anschober auch einen internationalen Überblick. Die Zahlen in den USA, Brasilien und – immer besorgniserregender – Indien zeigten, dass die Weltgesundheitsorganisation mit ihrer Prognose wohl recht behalten werde: dass es sich bei Covid-19 „um die schwerste Pandemie seit 100 Jahren handelt.“ (pri)

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