Wie sich die Salzburger Festspiele „coronafit“ machen

++ THEMENBILD ++ SALZBURGER FESTSPIELE: CORONA-PR�VENTIONSKONZEPT / EINTEILUNG NACH FARBB�NDERN
++ THEMENBILD ++ SALZBURGER FESTSPIELE: CORONA-PR�VENTIONSKONZEPT / EINTEILUNG NACH FARBB�NDERN(c) APA (BARBARA GINDL)
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Die Festspiele haben ein eigenes Konzept für Verhaltens-, Hygiene- und Abstandsregeln. Es wird weder Pausen noch Bewirtung geben. Der Staatsopernchor singt aus dem Off.

Ausgerechnet zum 100-Jahr-Jubiläum müssen die Salzburger Festspiele heuer wegen der Coronapandemie in modifizierter und verkürzter Form stattfinden. Für das Theater- und Musikfestival, das vom 1. Bis 30. August über die Bühne geht, wurde ein umfassendes Präventionskonzept erarbeitet, in Abstimmung mit Behörden und einem medizinischen Expertenbeirat. Die von der Bundesregierung verordneten Corona-Vorschriften wurden integriert. Auf ihrer Homepage haben die Festspiele Auszüge aus dem 41 Seiten umfassenden Konzept veröffentlicht.

Das Konzept wird jeweils an neue Entwicklungen angepasst. Darin enthalten sind auch Hygiene-, Verhaltens- und Abstandsregeln für Künstler, Mitarbeiter und Besucher. Für das Publikum gilt unter anderem eine generelle Maskenpflicht außer am Sitzplatz während der Vorstellung. Die Eintrittskarten sind personalisiert: Der Name des Inhabers ist auf der Karte gedruckt, um im Falle einer Covid-19-Erkrankung den Behörden ein schnelles Contact Tracing zu ermöglichen. Der Kartenbesitzer muss bei der Ticketkontrolle seinen Ausweis unaufgefordert vorweisen.

Es wird weder eine Pause noch eine Bewirtung geben. Eine aktive Publikumsleitung unterstützt die Einhaltung der Ein-Meter-Abstandsregel. Die Ein- und Auslasszeiten werden entkoppelt. Um zu vermeiden, dass Publikumsströme aufeinandertreffen, werden Veranstaltungen in den Festspielhäusern nicht mehr gleichzeitig durchgeführt. An allen Eingängen und neuralgischen Punkten sind Desinfektionsspender aufgestellt. Kontaktflächen werden häufig gereinigt.

Sitzplätze in Schachbrettmuster

Die Sitzplätze wurden unter Einhaltung der Abstandsregeln deutlich reduziert und sind prinzipiell im Schachbrettmuster angelegt. Dass Publikum wird über alle Informationskanäle der Salzburger Festspiele rechtzeitig vor Festspielbeginn im Detail über die aktuellen Sicherheitsmaßnahmen informiert.

Für Künstler und temporäre Mitarbeiter der Salzburger Festspiele gilt eine verpflichtende Corona-Initialtestung und die Vorlage eines Attests vor Aufnahme der Tätigkeit, das nicht älter als vier Tage ist. Die Hygieneregeln und Regeln zur Verwendung des Mund-Nasen-Schutzes sind verpflichtend einzuhalten. Auf der Bühne treten die Darsteller ohne Schutzmaske auf.

Drei Gruppen für Künstler und Mitarbeiter

Weiters wurden die Künstler und Mitarbeiter in drei Gruppen mit entsprechenden zusätzlichen Präventionsmaßnahmen eingeteilt. Die rote Gruppe betrifft jene Bühnenakteure, welche die Abstandsregel nicht einhalten und keinen Mund-Nasen-Schutz tragen können. Für sie gelten Maßnahmen wie ein PCR-Screening und das Erstellen eines Gesundheitstagebuches.

Der orangen Gruppe gehören Künstler an, die prinzipiell einen Abstand einhalten können, sowie Mitarbeiter, die Kontakt zur Roten Gruppe haben und eine Schutzmaske tragen können. Für sie gilt: Initialtestung, Gesundheitstagebuch wie auch temporärer Mund-Nasen-Schutz gemäß Präventionskonzept.

Die gelbe Gruppe umfasst Mitarbeiter, die zu jeder Zeit die Abstandsregeln einhalten können. Für sie gilt: Initialtestung und ebenfalls temporärer Mund-Nasen-Schutz. Anhand von roten, orangen und gelben Farbbändern ist zu erkennen, welcher Künstler und welcher Mitarbeiter welcher Gruppe zugeteilt ist und welche Verhaltensnormen für ihn gelten.

Wir tun alles, was in unserer Macht steht

"Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Ein Restrisiko wird übrigbleiben," sagt der kaufmännische Direktor der Salzburger Festspiele, Lukas Crepaz. "Wir sind natürlich bis zum 30. August angespannt." Von dem Virus wurden die Festspiele beinahe verschont – es gab einen Fall einer leicht erkrankten Mitarbeiterin. "Da haben wir gesehen, unser Konzept hat gegriffen", sagt der kaufmännische Direktor.

Besuchern empfiehlt er, mindestens 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn da zu sein. Häuser und Säle öffnen gleichzeitig 30 Minuten, bei schlechtem Wetter 45 Minuten vor Beginn. Er rät dazu, auch während der Aufführungen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen - soweit sie sich dadurch nicht gesundheitlich beeinträchtigt fühlen. "Ich glaube, das Livekunsterlebnis kann diese zusätzliche kleine Belastung bei weitem überwiegen. Aber das Wichtigste ist: Wenn man sich grundsätzlich nicht wohlfühlt, soll man nicht zur Veranstaltung kommen", so Crepaz. Falls ein Besucher wegen einer Covid-19-Infektion verhindert ist, dem werde bei einem entsprechenden Krankheitsnachweis die bereits bezahlte Karte rückerstattet.

Staatsopernchor singt aus dem Off

Der Wiener Staatsopernchor wird während der zwei heuer angesetzten Opern, Richard Strauss' "Elektra" und Mozarts "Cosi fan tutte", "aus dem Off singen", sagt Crepaz. Damit soll ein potenzielles Ansteckungsrisiko aufgrund vermehrten Ausströmens von Aerosolen beim Singen auf der Bühne, wo die Sänger den Sicherheitsabstand unterschreiten müssen, vermieden werden.

Auch die Steuerungen der Belüftungs- und Klimaanlagen in den Festspielhäusern wurden optimiert. "Die Anlage im Haus für Mozart hat ein Zwei-Filter-System. Das entspricht beinahe einem klinischen Standard", erläutert Crepaz.

Ein positives Echo auf die Festspiele könnte eine Initialzündung zur Wiedereröffnung weiterer Kultureinrichtungen im September sein, hofft Crepaz. Auch wenn er zu bedenken gibt, dass trotz des Präventionskonzeptes Covid-19-Fälle nicht auszuschließen sind. Im Falle eines massiven Ansteigens der Fallzahlen in Salzburg könnten die Festspiele auf bereits erstellte Notfallpläne zurückgreifen. "Wir hoffen, dass das nie der Fall sein wird."

10.000 Karten noch im freien Verkauf

Mit dem Kartenverkauf zeigt sich Crepaz zufrieden. Von den insgesamt 76.000 aufgelegten Karten sind derzeit noch 10.000 im freien Verkauf erhältlich. Der "Jedermann" ist bereits ausverkauft. Die Festspiele hätten alles daran gesetzt, so Crepaz, dass viele Interessierte die Veranstaltungen sehen können, auch wenn sie keine Karten haben. So gebe es 30 Fernsehproduktionen von ORF, Arte, 3Sat und dem Bayerischen Rundfunk, ein Streamingangebot auf der Arte-Homepage, eine Übertragung beim Wien-Filmfestival und im Dom von Innsbruck, weiters die Siemens-Festspielnächte am Kapitelplatz in Salzburg und ein Public Viewing an drei Wochenenden auf der Pernerinsel in Hallein.

Das diesjährige Budget der Festspiele wurde coronabedingt von 68,8 Millionen Euro um 27 Millionen Euro auf 41,6 Millionen Euro gekürzt. Von diesen Einbußen sind alleine 14 Millionen Euro auf die Covid-Kapazitätseinschränkung im modifizierten Programm, Mietausfälle sowie Sponsoring für nicht realisierte Produktionen zurückzuführen. Durch die Verkürzung der Festspiele von sechs auf vier Wochen und die damit verbundenen Absagen fallen weitere knapp 13 Millionen Euro weg. Die Festspiele planen diese Einnahmenentgänge durch konsequente Kostenreduktionen im modifizierten Budget aufzufangen. Crepaz: "Wenn die Situation stabil bleibt, sind wir guter Dinge, dass uns dies gelingt."

(APA)

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